SHI - 1. Am Anfang war die Wut
Zwei junge Frauen durchwühlen des Nachts während der ersten großen Weltausstellung ein Beet im Crystal Palace, und was sie dort neben Tierkadavern finden, ist schrecklich: ein totes Baby. Der zynische Beweis, wie einflussreiche Kreise im London von 1851 mit allem umgehen, was stört. Und diese beiden Frauen stören die Geschäfte gewisser Herren über alle Maßen. Also versucht man, auch sie kurzerhand zu entmündigen und zu "entsorgen". - So der Beginn der Geschichte, die von zwei interessanten Autoren erzählt und bebildert wird: Der belgische Autor Benoît Drousie alias Zidrou, der in den letzten Jahren viele Traditions-Serien wie "Percy Pickwick" oder "Rick Master" fortgeführt, aber auch interessante preisgekrönte Comics wie "Lydie" (BP/mp 16/260) geschrieben hat. Und der spanische Zeichner José Homs, der beeindruckende Beiträge zu einer Comic-Adaption von Stieg Larsson "Millennium-Trilogie" (Verblendung - BP/mp 14/834) gezeichnet hat. Zidrou erzählt zunächst von einem in der Gegenwart spielenden brutalen Anschlag auf die Familie des schwerreichen britischen Waffenfabrikanten Barrington. Jemand hat in dessen Garten Hightech-Landminen vergraben, denen Barringtons schwangere Frau und sein Sohn zum Opfer fallen. Das Attentat steht im Zusammenhang mit einer Geheimorganisation, die sich 1851 im Zusammenhang mit der Londoner Weltausstellung formierte. Um die auf zwei Zeitebenen spielende Geschichte in Szene zu setzen, findet Homs durch unterschiedliche Kolorierung eine interessante Lösung. Die beiden Protagonistinnen, zwei auf ihre ganz unterschiedliche Art sehr attraktive Frauen, werden von Homs in plastische Comic-Charaktere verwandelt und durchleben ein grausames Schicksal, das dem Leser nicht egal sein dürfte. - Eine beeindruckende Geschichte, brillant gezeichnet und dargestellt - Chapeau! Gerne empfohlen!
Jutta Weber
rezensiert für den Borromäusverein.
SHI - 1. Am Anfang war die Wut
Zidrou ; Homs
Splitter (2017)
SHI ; 1
94 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.