Liebe auf Iranisch
Grundlage des Comics sind die heimlich in den Jahren 2011-2015 geführten Gespräche mit jungen Iranerinnen und Iranern unter 30 Jahren. Diese erscheinen als vollends resignierte Generation, restlos enttäuscht von den Reformbewegungen in ihrem Land. Die jungen Männer und Frauen beklagen, dass ihre jahrhundertealte Kultur mit all ihren Traditionen unterm Strich noch restriktiver ist als jedes Staatsregime. Widerstand erscheint ihnen inzwischen zwecklos. In den Gesprächen mit den jungen Leuten wird deutlich, wie wichtig es ihnen ist, sich entgegen aller Regeln ein echtes Privatleben und vor allem Liebesbeziehungen zu ermöglichen. Da Paare sexuelle Kontakte nur in ausgeklügelt geplanten Verstecken erleben können, ist die Angst aufzufliegen allgegenwärtig. Die jungen Leute wissen, dass es überall Denunzianten gibt, sogar in der eigenen Familie. Schon ein flüchtiger Kuss kann schnell zum Problem werden, wenn er zufällig von einer Polizeipatrouille beobachtet wird. Der Comic "Liebe auf Iranisch" macht deutlich, wie schwierig es für die junge Generation im Iran ist, Alltag und Liebesbeziehungen zu gestalten. Für westliche Leser ist es spannend, sich in die unzähligen Probleme einzufühlen, die junge Leute im Iran tagtäglich beschäftigen. Spannende Comic-Lektüre, spannendes Zeitzeugnis. Sehr empfehlenswert.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
Liebe auf Iranisch
Szenario: Jane Deuxard. Zeichn.: Deloupy
Splitter (2017)
140 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.