Unterm Sternenzelt
Die drei Pariser Clochards Amédée, Prie-Dieu und La Merguez sind Männer mittleren Alters und müssen im Frühling wie gewohnt ihren Schlafplatz unter einer Brücke der Seine räumen, weil Obdachlose nicht ins touristische Stadtbild passen. Sie landen diesmal jedoch nicht wie in den Vorjahren irgendwo am Stadtrand, sondern in einem eigenen kleinen Haus. Hintergrund ist eine plötzliche unerwartete Erbschaft, die Amédée von seiner verstorbenen Tante zugedacht wurde. Allerdings gehört auch Nicolas, der Sohn der Verstorbenen, zum Erbe dazu und dieser Junge bedarf ganz besonderer Betreuung. Nicolas hat das mit Behinderung einhergehende Down-Syndrom (Trisomie 21) und verfolgt mit kindlichem Vergnügen das weitreichende Ziel, zu den Sternen zu fliegen wie Juri Gagarin, der sowjetische Kosmonaut. Der Comic "Unterm Sternenzelt" ist eine schöne Fabel über Außenseiter, die auf ganz eigene Art ihr Schicksal meistern. Die Bilder sind farbig und detailreich. Ein Skizzenbuch im Anhang dokumentiert die zeichnerische Entwicklung der einzelnen Figuren. Einzelne Wörter aus dem Französischen werden zwar übersetzt, dem Frankreich unkundigen Leser aber nicht näher erläutert. Insofern scheint für diesen Comic eine Leseempfehlung erst ab 15 Jahren sinnvoll.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
Unterm Sternenzelt
Aurélien Ducoudray. Zeichnun.: Anlor
Splitter (2017)
97 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.