Ein langes Jahr

Eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Menschen wohnt samt der Ich-Erzählerin in einem vermutlich Bregenzer Wohnquartier. Es gibt Trennungen, es entstehen neue Beziehungen. Einige altern und müssen ihre Lebensgewohnheiten ändern. Eine Hauptfigur Ein langes Jahr ist Benjamin, ein Junge, der sich einen Hund wünscht. Er lernt den gleichaltrigen Joachim kennen, der gerade die Trennung seiner wohlhabenden Eltern verarbeiten muss. Joachim macht mit der Kreditkarte seines Vaters einen Trip per Eisenbahn bis auf einen Gipfel bei Innsbruck. Benjamin trifft auf Herrn Agostini, der wegen Erkrankung zu seiner gelähmten Frau ins Altersheim zieht. Da der Junge dessen Hund Hem ausführt, darf der alte Mann diesen mitnehmen. Und da sind noch ... - Die Autorin erzählt die Geschichten ihrer vielen Hauptpersonen in kurzen, in sich geschlossenen Episoden. Allerdings benennt sie die jeweils Handelnden nicht durchgängig mit Namen, sondern nur mit den Personalpronomina. So bleiben - gerade für den langsamen Leser - die Figuren nicht vertraut. Dass der nächste Schritt einer "Beziehung" in den späteren Kapiteln wieder aufgenommen wird, ist oft nicht ersichtlich, auch wenn sich letztendlich der Hauptstrang um die beiden Buben herauskristallisiert. Durch die schlaglichtartige Gestaltung mag mancher Leser das Buch als zerrissen und unklar zur Seite legen. Wer aufmerksam bei der Lektüre bleibt, dem erschließen sich jedoch die geschilderten Beziehungen.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein langes Jahr

Ein langes Jahr

Eva Schmidt
Jung und Jung (2016)

208 S.
fest geb.

MedienNr.: 584851
ISBN 978-3-99027-080-6
9783990270806
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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