Rote Kinosessel aus Plüsch in dunklem Kino (Foto von Kilyan Sockalingum auf Unsplash)
© Foto von Kilyan Sockalingum auf Unsplash

Filmtipp

The Booksellers

Wühlen durch Buchhandlungen und Sammlungen

Und so wühlt sich der Film durch teils chaotische, teils akribisch aufgeräumte Buchhandlungen und Privatbibliotheken, lässt Sammler ihre Schätze oder Abseitigkeiten präsentieren und zeigt Menschen, die von ihrem eigenen Bestand überrascht werden. Man wird Zeuge, wie Buchhändler ihre bibliophilen Kostbarkeiten auf Buchmessen präsentieren, erfährt viele Anekdoten über Sammelleidenschaft und Baustatik und lernt die Unterschiede zwischen traditionellen Buchhandlungen, Antiquariaten und Ketten wie Barnes & Noble kennen.

Manche Bibliophile spezialisieren sich auf ein bestimmtes Gebiet, manche sammeln nicht nur Bücher, sondern auch archaische Masken, präparierte Möwen oder Geldbörsen. Ein gewisser Hang zur Exzentrik ist kaum zu übersehen. Ist der Buchhändler selbst ein Sammler? Tritt er dann in Konkurrenz zu seinen Kunden? Wer ist für die Bepreisung bibliophiler Bücher zuständig?

Ein zentrales Thema ist - wenig überraschend - die Digitalisierung, die nicht nur die Jagd auf Rares derart erleichterte, dass die Preise in den Keller rauschten. Wo einst viel Zeit und Knowhow aufgewandt werden musste, um an den richtigen Orten nach den richtigen Dingen zu suchen, wo die Provinz bereist und Nachlässe gesichtet wurden, reichen heute ein paar Klicks. Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Zeit vor der Digitalisierung und einige Medien, die nicht nach-digitalisiert werden, was der Film anhand einer Sammlerin von frühen HipHop-Magazinen vor Augen führt.


Lesen wird wieder hip

Gleichzeitig stellt die Digitalisierung die Existenz von Printmedien insgesamt in Frage. Zum Glück, so der Film, wird das Lesen von Büchern gerade bei jungen Leuten wieder hip. Dem Zuschauer werden sehr teure Bücher präsentiert, etwa Bücher, die in Menschenhaut gebunden sind. Man erkennt, dass das Motiv oftmals eher ein Habenwollen, nicht aber ein Lesenwollen ist. Dass private Bibliotheken fast eine Art von Tagebuch darstellen, die eine intellektuelle Biografie repräsentieren. Und man gut daran tut, die Schutzumschläge von Erstausgaben nicht wegzuwerfen, Randnotizen in gebrauchten Büchern nicht zu unterschätzen und dass man darauf achten sollte, wer wann und wie ein Buch signiert. Und nicht zuletzt erfährt man, dass die Geschichte des „Bookselling“ sehr, sehr lange eine Männerdomäne gewesen ist, die sich sehr schwergetan hat, die weibliche Konkurrenz überhaupt wahrzunehmen.

Gleichzeitig wird hier vielfach auch die Untergangsstimmung einer Szene und einer Branche beschworen. Doch angesichts der Vielzahl der Stimmen, der Präferenzen und kleinen Macken der Befragten, der Leidenschaft, die sich hier permanent offenbart, aber auch des Durcheinanders der Perspektiven auf das Thema erscheint diese jedoch schlechterdings etwas übertrieben.
 

Die DVD ist gerade erst erschienen; der Film läuft außerdem noch in einigen Kinos. Informationen dazu beim Verleih: mindjazz-pictures.de/filme/the-booksellers/ . Dort können Sie auch die DVD erwerben, ebenso bei der ekz oder im (Buch-) Handel.

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