Die karierten Mädchen
Nie hat die 90-jährige blinde Klara in ihrer Familie über ihre Mittäterschaft in der Nazizeit gesprochen. Doch als sie erfährt, dass ihre schwangere Enkelin vorhat, allein für ihr Kind zu sorgen, sieht Klara in der Enkelin sich selbst wieder: Klara hatte als Angestellte eines Kinderheims ein jüdisches Mädchen, Tolla, als ihr eigenes ausgegeben, um es vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Das Mädchen wächst ihr ans Herz und Tolla lebt auch noch bei ihr, als Klara schon Leiterin eines von den Nazis geförderten Frauenbildungsheims ist. Doch schließlich muss Klara sich von Tolla trennen, in der Hoffnung, dass die inzwischen 10-Jährige nach England fliehen kann. Erst im Alter kann Klara diesen schmerzhaften Verlust nicht mehr verdrängen. Sie spricht auf Kassetten über ihre Vergangenheit. In diesem 1. Teil der angekündigten Trilogie gelingt Henning von Lange eine überzeugende Beschreibung ihrer an Politik desinteressierten jungen Protagonistin. Dabei greift sie auf die Erzählungen zurück, die ihre Großmutter auf Kassetten hinterlassen hat. Die Erinnerungen der jungen Protagonistin werden durchbrochen durch die Beschreibung der Lebensumstände und Reflexionen der blinden alten Klara. Lesenswert.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die karierten Mädchen
Alexa Hennig von Lange
DuMont (2022)
Heimkehr-Trilogie
366 Seiten
fest geb.