Montag, 17. März 19:00 - 20:15 via Zoom
Online-Lesung mit Autorin und Illustratorin Nora Krug
„Im Krieg. Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg“
Eine ukrainische Journalistin und ein russischer Künstler, ein Jahr lang begleitet von einer deutsch-amerikanischen Illustratorin. Zwei Leben im Krieg, zwei Tagebücher über 52 Wochen, ein Buch voller Hoffnung auf Frieden.
Wenige Tage nach Beginn der erneuten russischen Invasion der Ukraine hat Nora Krug Kontakt aufgenommen zu zwei Menschen in Kiew und St. Petersburg, die ihr in wöchentlichen Gesprächen berichteten, was der Krieg für sie bedeutet und wie sie leben. Was es heißt, wenn das eigene Land zerstört wird. Wie es sich anfühlt, mit seiner Heimat zu hadern, weil die eigenen Überzeugungen nicht mit dem Krieg, den das eigene Land führt, vereinbar sind. Auf der Grundlage ihrer Interviews mit einer ukrainischen Journalistin und einem russischen Künstler schafft die preisgekrönte Autorin Nora Krug eine Sammlung illustrierter Berichte, die den Krieg aus zwei gegensätzlichen Blickwinkeln dokumentiert. Die beiden visuellen Tagebücher sind ein erschütternder Echtzeitbericht über einen internationalen Konflikt, der nach wie vor unzählige Menschenleben zerstört.
Gesprächsführung: Prof. Dr. Thomas Weber
Teilnahme kostenlos, Anmeldung per E-Mail an: anmeldung@akademie-kjl.de
Im Krieg
Nora Krug, amerikanische Designprofessorin mit deutschen Wurzeln, hat vor einigen Jahren in ihrem grandiosen Graphic Memoir „Heimat“ die Verstrickungen ihrer Vorfahren in der Zeit des Nationalsozialismus erzählerisch aufgearbeitet (vgl. BP/mp
19/750). In ihrem neuesten Werk lässt sie nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ein Jahr lang zwei anonymisierte Zeitzeugen, eine ukrainische Journalistin und einen Künstler aus St. Petersburg, mit ihren Alltagserfahrungen zu Wort kommen. Woche für Woche werden die in einer handschriftlich anmutenden Schrifttype wiedergegebenen Texte auf je einer Doppelseite gegenübergestellt und jeweils durch eine symbolhafte Grafik visualisiert. Sehr deutlich werden die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Protagonisten: Bei der ukrainischen Journalistin, die weiterhin vom Kriegsgeschehen berichtet, stehen unmittelbare Kriegs- und Leiderfahrungen, Fragen des existentiellen Überlebens und die Sorge um die Kinder, die nach Kopenhagen in Sicherheit gebracht wurden, im Mittelpunkt. Der Künstler in St. Petersburg, ein Putin-Gegner, ist hin- und hergerissen zwischen Bleiben und Auswandern, wobei sich die Möglichkeiten einer Übersiedlung seiner Familie in die baltischen Länder oder nach Westeuropa zunehmend einengen. Beide Seiten reflektieren dabei zunehmend existentielle Fragen, z.B. von Schuld und Verantwortung. Mit ihrem bereits in renommierten Zeitungen publizierten visuellen Journalismus gelingt es Krug meisterhaft, exemplarisch ein beeindruckendes Schlaglicht auf die Auswirkungen des von Putin angezettelten Krieges auf das Leben der Menschen in der Ukraine und in Russland zu werfen. - Unbedingt empfohlen.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.

Im Krieg
Nora Krug ; aus dem Englischen von Alexander Weber
Penguin Verlag (2024)
127 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig), Karte
fest geb.