Preisbuch und Empfehlungsliste mit medienprofile-Rezensionen
Die US-amerikanische Autorin Lauren Wolk und die deutsche Übersetzerin Birgitt Kollmann erhalten den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz für das im Hanser Verlag erschienene Buch „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro wird zwischen Autorin (4.000 Euro) und Übersetzerin (1.000 Euro) aufgeteilt.
Wolk erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte der elfjährigen Farmerstocher Annabelle, die in der Konfrontation mit dem brutalen Mobbing ihrer neuen Mitschülerin Betty ihren kindlichen naiven Blick auf das Leben verliert und trotzdem beherzt und mutig für ihre Überzeugungen und Werte eintritt. „Annabelle ist ein starkes Mädchen, stark auch aus der unbedingten Liebe ihrer Familie. Weder Annabelle noch ihre Eltern können das Drama aufhalten, aber sie können das tun, was sie für richtig halten. ,Leben und Tod lege ich dir vor‘, heißt es im Alten Testament. ‚Wähle das Leben‘“, so Weihbischof Robert Brahm. Die Jury empfiehlt das Buch für junge Leserinnen und Leser ab 13 Jahren.
Die Jury hat außerdem 14 weitere Titel für die Empfehlungsliste aus insgesamt 280 eingereichten Titeln ausgewählt. Die Jury besteht aus dem Vorsitzenden, Weihbischof Robert Brahm (Trier), Ute Auweiler (Bergisch Gladbach), Jun.-Prof. Dr. Norbert Brieden (Wuppertal), Gabriele Cramer (Münster), Cornelia Klöter (Leipzig), Bettina Kraemer (Bonn), Dr. Heidi Lexe (Wien), Dr. Klara Asako Sarholz (Bottrop), Elisabeth Wagner-Engert (Ellgau) und Anna Winkler-Benders (Frankfurt).
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis wird in diesem Jahr zum 29. Mal vergeben. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg- Stuttgart), zeichnet die Preisträgerinnen am 24. Mai 2018 bei einem Festakt in Bonn aus.
(aus der Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz)
Das Jahr, in dem ich lügen lernte
Das Leben der Menschen im ländlichen Pennsylvania kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verläuft in ruhigen Bahnen. Annabelles größtes Problem sind ihre frechen Brüder, die sich oft genug gegen die große Schwester verbünden. Die 12-Jährige beobachtet die Welt und die Menschen um sie herum mit wachen Augen. Und auch wenn alle anderen Dorfbewohner dem verschrobenen Landstreicher Toby mit Argwohn begegnen, kann Annabelle genau wie ihre vorurteilsfreien und warmherzigen Eltern hinter dem abgerissenen Äußeren den sensiblen und von seinen Kriegserlebnissen traumatisierten Mann erkennen, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Annabelles sorglose Kindheit endet an dem Tag, an dem mit der aus der Stadt zugezogenen Betty eine neue Schülerin in ihre Klasse kommt, die Annabelle ohne ersichtlichen Grund sofort zur Zielscheibe ihrer Aggressionen macht. Hinter der Fassade des netten, unschuldigen Mädchens tut Betty alles, um ihre Umgebung durch Lügen und falsche Beschuldigungen zu vergiften. Als sie schließlich eine ihrer Untaten dem Außenseiter Toby in die Schuhe schiebt und etwas später spurlos verschwindet, geht ihre böse Saat endgültig auf. Nur Annabelle, die Bettys Gemeinheiten am eigenen Leib erfahren hat, lässt sich nicht manipulieren und tut alles, um den fälschlich Beschuldigten zu schützen, auch wenn sie dadurch zum Lügen gezwungen ist. Doch gegen die schicksalhafte Entwicklung der Dinge ist sie letztendlich machtlos. - Fesselnd und immer ganz nah an ihrer beeindruckend glaubwürdigen Protagonistin erzählt die amerikanische Autorin vom Verlust kindlicher Naivität, von der Macht des Bösen und von menschlichen Schwächen, aber auch von Integrität, Mut und Zivilcourage, die für ein humanes Miteinander lebensnotwendig ist. Ein wirkmächtiges Leseerlebnis nicht nur für junge Leser. (Übers.: Birgitt Kollmann)
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Jahr, in dem ich lügen lernte
Lauren Wolk
Hanser (2017)
269 S.
fest geb.
Lauren Wolk wurde am 28. Oktober 1956 in Baltimore, Maryland (USA), geboren. Sie ist Schriftstellerin, Dichterin und bildende Künstlerin. An der Brown University studierte sie Literatur, arbeitete u. a. als Redakteurin, Feuilletonistin und Lehrerin und ist derzeit stellvertretende Leiterin des Cultural Center of Cape Cod. Auf der Halbinsel ist sie mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen auch zuhause. „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“ ist Lauren Wolks Debüt. Für „Wolf Hollow“, das englische Original von „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“, wurde Wolk der US-amerikanische Preis Newbery Honor verliehen.
Birgitt Kollmann, geboren am 8. Februar 1953 in Duisburg, studierte in Heidelberg Englisch, Spanisch und Schwedisch und arbeitete anschließend als Übersetzerin, unter anderem im Bereich Entwicklungshilfe, bis sie mit ihrer Familie nach Argentinien zog. Seit der Rückkehr an die hessische Bergstraße vor gut zwanzig Jahren hat sie über siebzig Bücher übersetzt. Mehrfach war sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert; 2008 erhielt sie zusammen mit Michael Gerard Bauer den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis für sein Buch „Running Man“.