Darf ich das jetzt? - Herausforderung Übersetzen

Übersetzer/innen - emphatische Gefährt/innen
oder vielseitige Schauspieler/innen?

Sechs Übersetzer/innen haben im Interview mit Antje Ehmann für borromaeusverein.de drei Fragen beantwortet und ihre persönliche Herausforderung benannt. Schreiben Sie uns, wie es Ihnen gefallen hat.
Ihre Ulrike Fink, Redaktion


von Antje Ehmann

In diesem Herbst sind die Niederlande und Flandern zum zweiten Mal als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Künstlerischer Leiter ist der renommierte Autor Bart Moeyeart. Ohne die Arbeit der Übersetzer/innen hätten deutschsprachige Kinder nichts von der literarischen Vielfalt und Qualität dieser Geschichten. Doch was motiviert die Übersetzer/innen, welche Schwierigkeiten stellen sich Ihnen bei der Arbeit und was gibt es für interessante Neuerscheinungen?


Drei Fragen an Sylke Hachmeister

1. Was macht die Polleke-Bücher von Guus Kuijer aus und was war das Besondere an dieser Übersetzung für Sie?

Polleke hat mich damals mitten ins Herz getroffen und begleitet mich bis heute in meiner Arbeit und in meinem Leben. Die ganz große Gabe von Guus Kuijer ist es ja, seine Figuren so lebensecht zu erschaffen, dass man meint, sie müssten tatsächlich irgendwo auf dieser Welt herum laufen. Außerdem liebe ich den Witz und die Wärme in seinen Büchern. Noch beim dritten Überarbeitungsvorgang musste ich immer wieder an denselben Stellen lachen oder weinen. Diese Bücher gingen mir außergewöhnlich leicht von der Hand, und der Ton war von Anfang an da. Die Übersetzungen der Gedichte sind übrigens auf Spaziergängen am See entstanden.

2. Sie übersetzen aus zwei Sprachen - gibt es etwas, das besonders charakteristisch für das Niederländische ist?

Das Niederländische ist natürlich viel näher am Deutschen als das Englische, sowohl lexikalisch als auch syntatktisch. Dadurch geht das Übersetzen aus dem Niederländischen zunächst einmal schneller. Die Nähe der beiden Sprachen zueinander hat aber auch so seine Tücken, und ich muss sehr aufpassen, dass ich nichts ins Deutsche übernehme, was dort nicht hineingehört. Außerdem ist ein englischer Text weiter von mir weg, und somit bin ich freier in der Gestaltung der deutschen Fassung.

3. Wie war es für Sie, für "Ein Schaf fürs Leben" den Deutschen Jugendliteraturpreis bekommen zu haben?

Mit dem Preis für das "Schaf" hatte ich nicht gerechnet und so war die Freude umso größer! Ich habe damals das Gutachten zu dem Buch geschrieben und war sofort hingerissen von Maritgen Matters Humor und davon, wie geschickt sie den Konflikt am Ende der Geschichte auflöst. Es freut mich sehr, dass das Buch ein richtiger Longseller geworden ist und auch als Theaterstück großen Erfolg hat.

Die Herausforderung des Übersetzens liegt für mich darin …
bei jedem Buch aufs Neue die richtige Balance zwischen Treue zum Original und kreativer Freiheit zu finden. Es gibt Bücher, da möchte man am liebsten jedes Bild, jede Struktur erhalten, und andere, bei denen man schon mal einen Halbsatz unter den Tisch fallen lassen möchte. Die Frage "Darf ich das jetzt?" stelle ich mir auch nach bald 20 Jahren Übersetzen fast jeden Tag.


Drei Fragen an Andrea Kluitmann

1. Worin bestehen für Sie die Vor- und die Nachteile Ihres Berufes?

Übersetzen fühlt sich für mich oft gar nicht an wie Arbeit. Ich übersetze jeden Tag immer wieder richtig gerne. Diese Tätigkeit verleiht mir Ruhe und ich gerate in einen angenehmen Flow. Es fühlt sich für mich einfach schön an, ein paar Monate eine Art Zuhause in Form eines zu übersetzenden Textes zu haben, sich damit zu verbinden und eine sichere Freundschaft zwischen Text und Übersetzer zu schaffen, wie Peter Handke das ausdrückt.

Der Kritiker Siggi Seuß hat mich in seiner Kritik zu "Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess" (Anna Woltz) in der SZ eine "emphatische Gefährtin" der Autorin genannt: Das hat mir gefallen! Ich habe einen Beruf, in dem ich genau das sein darf und will. Außerdem macht es Spaß, gemeinsam mit Lektor/innen das Allerbeste aus dem Text zu holen, zu feilen, über das Buch zu sprechen und sich gemeinsam über Auszeichnungen zu freuen. Der einzige Nachteil besteht in der schlechten Bezahlung, die meiner Meinung nach mit dem niedrigen Status unserer Berufsgruppe zu tun hat.

2. Berichten Sie uns doch bitte von Ihrer Übersetzung zu den beiden Kinderbüchern von Anna Woltz - eines davon neu im Herbst "Gips oder wie ich an einem Tag die Welt reparierte".

Das sind zwei wunderbare Bücher einer großartigen Autorin, die ein Weltbild vermitteln, hinter dem ich voll und ganz stehe. Es geht darin um richtig viel - Liebe, Freundschaft, Familie und Tod - und nie wird es schwermütig oder zu "groß". Immer schwingt ein feiner Humor mit, auf jeder Seite spürt man Aufrichtigkeit und eine große Zuneigung zu den Figuren. Für "Gips oder wie ich an einem Tag die Welt reparierte" habe ich zur Vorbereitung "Arztroman" von Kristof Magnusson gelesen. Dieses Buch hat mir ein wenig die Stimmung und ein paar Begriffe geliefert. Bei der Übersetzung von Tess war ich froh, die Insel Texel zu kennen. Regina Kehn ist extra dort hin gereist und ihre Illustrationen sind dementsprechend umwerfend!

3. Sie haben auch Kinderbücher übersetzt, die von anderen herausragenden Illustrator/innen - Annemarie van Haeringen oder Marije Tolman etwa - gestaltet wurden. Inwiefern inspiriert Sie das?

Ich erinnere mich sehr gut an einen anderen Illustrator - Rick de Haas - der zu "Die fliegenden Blitze: Vor uns ist kein Lehrer sicher!" von Mirjam Oldenhave Comics gezeichnet hat. So lernt man die Kinder und den Hund Egbert richtig gut kennen und ich glaube, dass seine Illustrationen meine Wortwahl beeinflusst haben. Während der Übersetzung von "Ein Garten für den Wal" von Toon Tellegen habe ich mir die wunderschönen Illustrationen von Annemarie van Haeringen oft angesehen und gute Laune bekommen. Gut gelaunt ist man viel inspirierter bei der Arbeit.

Die Herausforderung des Übersetzens liegt für mich darin …
meine Arbeit möglichst gut zu machen, dabei gesund zu bleiben, hinzuzulernen, die Welt ein wenig besser zu verstehen, Spaß zu haben und genau das auch den Lesern nahezubringen.


Drei Fragen an Meike Blatnik

1. Wie sind Sie zum Übersetzen gekommen und wie gerade zum Niederländischen?

Dazu bin ich offen gestanden gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Ich habe die Sprache weder studiert noch einen besonders engen Bezug zu unseren Landesnachbarn. Allerdings gab es da damals einen Niederländer, der es mir wert war, diese Sprache zu erlernen. Ich wollte Eindruck schinden, habe Vokabeln gelernt, mir Kassettenkurse aus der Bibliothek ausgeliehen und gelesen, gelesen, gelesen. Ich habe mir die niederländische Sprache im wahrsten Sinne des Wortes erlesen. Zeitgleich wuchs die Liebe zur niederländischen Literatur und so kamen zu meiner Arbeit als Pressereferentin nach und nach Begutachtungen und erste Übersetzungen hinzu. Seit 2006 arbeite ich nun als freiberufliche Übersetzerin.

2. Marjolijn Hof gehört zu den Autorinnen, die sie übersetzen. "Opi Kas, die Zimtziegen und ich" hat den LUCHS 347 bekommen. Was macht den literarischen Stil dieser Autorin aus und wie ist es, ein Buch von ihr zu übersetzen?

Das besondere an ihrem Stil ist die Konzentration auf das Wesentliche. Da steht kein Wort zu viel, jeder einzelne Dialog sitzt. Dieses Schnörkellose, Direkte, das ist die große Herausforderung. Wie schaffe ich es, das auf den Punkt zu bringen? Welches Wort ist an dieser Stelle genau das richtige? Dieses Suchen und Finden macht großen Spaß. Marjolijn Hof versteht es wie keine Zweite, die kindliche Perspektive einzunehmen. All ihre Bücher sind durch ihren Reichtum an Fantasie und ihrer Einfühlsamkeit von einer großen Leichtigkeit und Poesie getragen.

3. Bei "Mücke, Maus und Maulwurf" haben Sie es mit einem Sachbuch, bei "Die wundersamen Abenteuer von Pippa Katzenöhrchen" mit einem Vorlesebuch zu tun. Wie schaffen Sie es, sich auf die unterschiedlichen Gattungen einzulassen?

Das Übersetzen für diese Altersgruppe - 6-12 Jahre - bereitet mir einfach Vergnügen, ganz unabhängig davon, ob es sich um ein Sach- oder ein Vorlesebuch handelt. Vielleicht mag ich es so, weil es mir die Möglichkeit bietet, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen. Mal abgesehen davon, was man bei einem Sachbuch an Fakten recherchieren und überprüfen muss, geht es in erster Linie darum, die Tonalität des Ausgangstextes zu treffen. Das gelingt mir selten vom ersten Satz an. Es ist vielmehr ein Prozess, der aus ständigem Überarbeiten, Nachjustieren und wiederholtem (auch) lautem Vorlesen besteht und in dessen Verlauf sich dann der richtige Ton einstellt.

Die Herausforderung des Übersetzens besteht für mich darin …
den deutschen Text wie das Original klingen zu lassen.


Drei Fragen an Eva Schweikart

1. Im Herbst erscheint "Du bist mein allerbester Freund - Vorlesegeschichten von Robin und Schnuff" von Sjoerd Kuyper. Was macht den Schreibstil von ihm aus?

In erster Linie ist das die Authentizität. Ihm gelingt es, sich ganz und gar in das Denken und Erleben eines Fünfjährigen einzufühlen, das längst nicht immer der Erwachsenenlogik folgt. Mit schlichten, kurzen Sätzen schafft er Atmosphäre und literarische Qualität. Ein feiner Humor durchzieht die Geschichten aus Robins überschaubarer Welt und es gibt Szenen im ersten Band, für die es kreative Lösungen zu finden gilt.

So reist Robin mit seinen Großeltern ans Meer, wo er deutschen Urlaubern begegnet. Die sprechen natürlich Deutsch, das Robin nicht versteht. Aber Deutsch als Fremdsprache in einem übersetzten deutschen Text - das funktioniert nun einmal nicht! So habe ich aus dem Mann einen Engländer gemacht, der "a pies of tschies plies" in dem Laden fordert, was die Ladenbesitzerin, Robins Großtante mit "of kohrs, sehr gern" quittiert und ihn danach mit "bai-bai" verabschiedet.

2. Was glauben Sie wird der Messeschwerpunkt in diesem Jahr bewirken?

Eine tolle Sache ist, dass der künstlerische Leiter des Gastlandauftrittes ein sehr rennomierter flämischer Jugendbuchautor, Bart Moeyaert, ist. Seit 1993, als die Niederlande und Flandern letztmals Ehrengast auf der Buchmesse waren, ist kontinuierlich niederländischsprachige Kinder- und Jugendliteratur übersetzt worden. Das liegt eindeutig an der hohen Qualität und an der Originalität der Bücher. Insofern muss auf der diesjährigen Messe keine Poinierarbeit mehr geleistet werden. Es wird viel eher darum gehen, auszubauen was recht solide läuft und die Verlage, die gewohnheitsmäßig ihren Blick nach England und Amerika richten, darauf aufmerksam zu machen, wie viele literarische Schätze es in den Niederlanden und Flandern noch zu heben gibt.

3. Von der Pappe bis zum Jugendbuch - wie stellen Sie sich auf die unterschiedlichen Altersgruppen ein?

Bei erzählenden Büchern muss der Ton stimmen und altersgerecht sein. Wenn ich aus dem Haus gehe, sei es zum Einkaufen oder in den Zoo, sind meine Antennen immer ausgefahren und ich nehme auf, wie Mütter ihre kleinen Kinder trösten, Grundschulkinder sich streiten oder Jugendliche über ihre Lehrer reden.

Beim Übersetzen eines Bilderbuches, das weitaus aufwendiger ist, als man gemeinhin annimmt, wird an jedem Wort besonders gefeilt, immer mit der Zielgruppe der Zwei- Dreijährigen im Blick. Und bei manchen Büchern bedarf es vieler Stunden Recherchearbeit, so z.B. für einen umfangreichen, historischen All-Age-Roman "Kellerkind" von Kristien Dieltiens, der im Sommer bei Urachhaus erscheinen wird, für den ich gut 1500 Seiten Sekundärliteratur gelesen habe.

Die Herausforderung des Übersetzens besteht für mich darin …
dass ich mich immer in neue Erzählhaltungen, Sprachstile und natürlich Protagonisten hineinversetzen muss, was oft gar nicht so einfach ist und auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst erfordert.


Drei Fragen an Rolf Erdorf

1. "Der Hund, den Nino nicht hatte" und "Das hier ist kein Tagebuch" stehen auf der Nominierungsliste des Deutschen Jugendliteraturpreises 2016 und "Eisvogelsommer" hat den LUCHS Nr. 351 bekommen - was sagen Sie dazu?

Per SMS würde ich sagen: freu (; - aber im Ernst, schon die Übersetzungen sind ja immer der Lohn meiner Arbeit und bei Anlässen wie diesen bin ich natürlich dankbar, dass ich mich zusammen mit anderen über die Bücher freuen darf. Zitat: Schon weil es eine Borromäus-Bücherei war, die meinen Lesehunger als Kind gestillt hat, kann ich Ihnen ihre Bitte natürlich nicht abschlagen. Erna Sassen hatte mich damals schon beim Lesen auch persönlich sehr berührt. Aber aufgrund der Schwere des Themas von "Das hier ist kein Tagebuch" wollte sich zunächst kein deutscher Verlag an das Thema wagen.

Einige Jahre später habe ich es Jean-Claude Lin vom Verlag Freies Geistesleben nochmals - wohlbemerkt ungebeten - empfohlen und jetzt freuen wir uns! Dass das Buch gleich zweifach nominiert ist - auch von der Jugendjury - das freut mich ungemein. Zu "Eisvogelsommer" von Jan de Leuw: das ist ein Autor, der Dinge wagt, sich immer neu erfindet und Sachen schreibt, die zumindest ich so noch nie gelesen habe

2. Manchmal kann man lesen "Diese Übersetzung wurde gefördert vom flämischen bzw. niederländischen Literaturfonds". Was bedeutet das genau?

Der Nederlands Letterenfonds und der Vlaams Fonds voor de Letteren fördert seit Jahrzehnten die Übersetzungen ihrer Literatur ins Ausland, unter anderem, indem sie den Verlagen Zuschüsse zu den Übersetzungs- bzw. den Produktionskosten gewähren. Denn die Verlagsentscheidung für ein Buch hängt letztlich von der Kalkulation ab, und ohne eine solche Förderung würden sich viele Buchprojekte einfach nicht rechnen.

3. An welcher Übersetzung arbeiten Sie zur Zeit und haben Sie besondere Pläne bis bzw. während der Buchmesse?

Zurzeit übersetze ich einen in den Niederlanden bereits mehrfach ausgezeichneten Gedichtband zum Thema Tod - Doodgewoon von Bette Westera, illustriert von Sylvia Weve. Immer, wenn ich einen Auftrag für einen Gedichtband annehme, komme ich mir hinterher vor wie ein Hochstapler und schwöre mir, nie wieder einen so beängstigenden Auftrag anzunehmen. Ich sterbe dabei tausend Tode und erlebe große Glücksmomente.

Der Band erscheint im Herbst unter dem Titel "Überall & Nirgends" (Susanna Rieder Verlag). Und zur diesjährigen Buchmesse: Das will natürlich gefeiert werden und eigentlich tun wir das schon das ganze Jahr, oder sagen wir mal - wir arbeiten dran. Denn dahinter steckt für uns alle auch eine Menge (zugegebenermaßen schöne) Arbeit.

Die Herausforderung des Übersetzens liegt für mich darin …
meinen Autor/innen gerecht zu werden, das heißt, ihr Buch in meiner Sprache noch mal neu zu erfinden, sodass es  - als zum zweiten Mal geschriebenes Buch - die Leser/innen genau so unmittelbar anspricht wie das Original.


Drei Fragen an Birgit Erdmann

1. Was war das Besondere an der Übersetzung von "Ich denke" und "Ich wünschte" von Toon Tellegen, illustriert von Ingrid Godon?

Bei "Ich wünschte" hat der Autor ganz gezielt zu einzelnen Porträts den Text geschrieben, bei "Ich denke" wurde das Zusammenfügen dem Zufall überlassen. In beiden Fällen entsteht durch die Kombination von Text und Illustrationen etwas Magisches. Die Schönheit dieses Zusammenspiels umzusetzen gab diesen Übersetzungsaufträgen tatsächlich etwas Besonderes.

Was habe ich also gemacht? Erst habe ich die Illustrationen lange betrachtet und dann den Text auf mich wirken lassen. Beim Übersetzen musste dann jedes Wort sitzen und es galt, den richtigen Rhythmus zu finden. Außerdem brauchten die Pointen, dasselbe Gewicht, dieselbe Leichtigkeit oder den Trotz, den Tellegen ihnen mitgegeben hat. Da hatte ich erstmal dran zu knabbern und dann waren es letzendlich sehr schöne Arbeitsstunden.

2. Wie sind Sie zu der Übersetzung von "Wie ganz zufällig aus meinem Leben ein Buch wurde" gekommen?

Zunächst hat mich der mixtvision Verlag gebeten, ein Gutachten zu dem Buch zu schreiben, ob es sich lohnt, das Buch auch in Deutschland auf den Markt zu bringen. Dazu hat sich der Verlag dann entschlossen und ich habe das Buch übersetzt. Das Besondere daran ist, dass es eine gute Geschichte und ein Schreibkurs in einem ist.

Beim Übersetzen kam es vor allem darauf an, den richtigen Ton für Katinkas Gedankenwelt zu finden, die eine berühmte Schriftstellerin werden möchte. Ihr allmählich einsetzendes Verständnis für andere darf auch im Deutschen nicht kitschig klingen. Aber das Schöne an meiner Arbeit ist ja, dass man sich mit Haut und Haar auf seine Protagonisten einlässt und sie nach ein paar Seiten besser kennt, als kaum ein anderer - mit Ausnahme der Autorin natürlich!

3. Was schätzen Sie an Ihrem Beruf und worin liegt der Unterschied, Bücher für Kinder bzw. Bücher für Erwachsene zu übersetzen?

In den vergangenen Monaten war ich in Gedanken ein 14-jähriges Mädchen, das ihre Familie retten wollte, ich war eine alte Dame, die auf ihr Leben in Indonesien zurückblickt und ein Mann um die fünfzig, der in den flämischen Poldern umherzieht und den Untergang des Bauernstandes dokumentiert.

So etwas durchlebt man sonst nur als Schauspielerin. Im Grunde gibt es für mich keinen Unterschied, für welche Altersgruppe ich übersetze. Es mag sein, dass der Rechercheaufwand bei Romanen und Sachbüchern größer ist, dafür muss man bei Kinderbüchern oft unglaubliche Kapriolen schlagen, damit etwa Wortspiele nicht zu gewollt daherkommen.

Die Herausforderung des Übersetzens liegt für mich darin …
einen guten Vertrag auszuhandeln, den Abgabetermin einzuhalten und mich einige Monate auf einen Text zu stürzen. Ich lerne jede Menge bei allen meinen Büchern!


Antje Ehmann
Juni 2016
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