Was für ein Glück!

Egal ob im Bilder-, Vorlese- oder Kinderbuch - das Glück in all seinen Variationen ist häufig Thema und wird von all seinen Seiten beleuchtet. Antje Ehmann hat sich umgeschaut, sieben Titel ausgewählt und die Autor*Innen, Illustrator*Innen und Übersetzer*Innen gefragt, was ihnen Glück ganz persönlich bedeutet.

Zwei Geschichten mit dem Bären gibt es von Isabel Pin. "Das Glück des Bären" und "Der Bär hat Geburtstag". "Ich wollte ein Bilderbuch dazu machen, dass man nicht alles bekommt, was man will und wie man trotzdem gut damit umgeht und seinen Frieden machen kann", so erinnert sich die Berliner Illustratorin, die bereits eine Vielzahl herausragender Bilder- und Pappbilderbüchern veröffentlicht hat. Der Bär - schon recht glücklich auf dem Cover zu sehen - ist sehr hilfsbereit und liebt es, von den anderen Tieren dafür gelobt zu werden. Aber das klappt nicht immer. Die Illustrationen - eine Mischtechnik aus Gouache, Bleistift und Collage - zeigen den Wald und die Tiere und lassen Raum für eigene Gedanken. "Glück ist für mich, wenn ich das Gefühl habe, in mir zu ruhen und wenn ich sehe, dass andere gesund und zufrieden sind", so Pin noch.

Ein anderes Tier und einen anderen Illustrationsstil haben wir mit "Hund im Glück" von dem französischen Bilderbuchkünstler Olivier Tallec. Er fällt vor allem auf durch seine originelle und witzige Figurenzeichnung und seinem phänomenalen Farbgespür. "Mir gefällt der Titel sehr gut, weil sich seine Bedeutung erst nach der Lektüre völlig erschließt und mit Augenzwinkern an die Inspirationsquelle erinnert - das Märchen 'Hans im Glück'", so Ina Kronenberger. Für alle Hundefans - egal ob Kinder oder Erwachsene - ist das ein großartiges Werk in ungewohntem Format. "Für mich gibt es viele kleine Glücksmomente, z.B. wenn mir beim Übersetzen eine schwierige Formulierung gelingt. Hier wollte ich auch im Deutschen beibehalten, dass die Übersetzung möglichst lange nicht verrät, aus welcher Perspektive der Text geschrieben ist", erzählt die Übersetzerin weiter.

 

Geschichten aus Lottis Vorschulleben erzählt die mehrfach ausgezeichnete Autorin Marjaleena Lembcke in "Jetzt sind wir einfach glücklich - Vorlesegeschichten". Das ansprechende Cover mit hellbraunem Leinenrücken versetzt den Betrachter schon in eine mögliche Situation, die glücklich machen kann. "Ich habe mich für ein Tier und eine Umarmung entschieden. Körperliche Nähe und Fürsorge - beides nimmt für die Entwicklung zu einem glücklichen, ausgewogenen Menschen eine besonders wichtige Rolle ein", so Claudia Burmeister zu ihrer fiktiven Szene. Charmante, poetische und überraschende Bilder begleiten elf kurze Geschichten ganz nah aus dem Kinderalltag. Und das Mädchen ist nicht immer glücklich. Sie hat noch ganz andere Gefühle, mit denen sie lernen muss zurechtzukommen. "Ich denke, jeder Mensch trägt die Stärke und die Sehnsucht in sich, glücklich sein zu wollen. Ein solches Buch zu machen fühlt sich ein wenig an wie Pubertät. Es geht rauf und runter mit den Gefühlen. Gelingt etwas, bin ich glücklich!", so Burmeister.

Gleich mehrere Jahre soll man angeblich glücklich sein, wenn man eine Ziege sieht. "Ziegen bringen Glück" von Anne Fleming besticht in der deutschen Ausgabe bereits durch das beglückende Cover von Philip Waechter. Er ist zeichnerisch für die Großstadtziege verantwortlich und gibt ihr - egal ob als Vignette oder auf der farbigen New-York-Szene - ein ausdrucksstarkes Gesicht. Die 11-jährige Kid und Will machen sich auf die Suche nach dieser seltsamen Ziege und begegnen etlichen Bewohnern des Hochhauses und ihren Lebensgeschichten. "Ich fand vor allem die vielen verschiedenen Formen von Glück und Unglück, die hier auf relativ beschränktem Raum präsentiert werden - faszinierend: Verliebtheit/Verlust, gemeinsames Liebesglück/plötzliche Krankheit/Herausfinden aus Depressionen, Schreibblockade und Lampenfieber/Kreativitätsschub", so erinnert sich der Übersetzer Ingo Herzke an das Kinderbuchdebüt der kanadischen Autorin. Denn für Kinder ist die Geschichte durchaus gemacht und für ihren Sohn hat sie auch zuallererst geschrieben. "Ich war in New York und weil er mich sehr vermisste, beschloss ich, ihm jeden Tag eine Geschichte per Mail zu schicken", so Fleming.

In diesem Penderwicks-Band „Die Penderwicks im Glück“ der bekannten und erfolgreichen Reihe von Jeanne Birdsall geht es auch um das Thema Vermissen. Alle treffen sich auf Arundel, die Hochzeit von Rosy und Thommy steht bevor, und so können sich alle auf einen glücklichen Tag freuen. „Glück zeigt sich in diesem Buch zum einen im Zusammensein mit den richtigen Menschen - Seelenverwandten - und zum anderen in intensiven Naturerlebnissen“, so Übersetzerin Sylke Hachmeister.

 

Illustratorin Almud Kunert fängt dieses Glück in ihrem malerischen Stil ein. „Figuren, Handlung und Kleidung sind im Buch ja weitestgehend festgelegt. Das Glück entspringt also stets dem Buch selbst. Und hier habe ich nur die adäquaten Bewegungsausdrücke gefunden“, so die Münchner Künstlerin. So sieht man auf der Rückseite die Kinder rennen und den fließenden Stoff ihrer prachtvollen Kleider in der Luft wehen und auf dem Cover alles um sich herum vergessende, tanzende Kinder.

 

Die Hauptfigur in "Das Glück ist ein Fisch" von der kolumbianischen Autorin Melba Escobar de Nogales findet seine große Sehnsucht gestillt, als seine Mutter ihm zum Geburtstag eine Reise ans Meer schenkt. Unglücklich macht ihn allerdings, dass sein Papa fort ist. Aber die Begegnung mit einem alten Seemann hält ganz neue Erfahrungen für ihn bereit. Und Pedro ist erfüllt, nachdem er einen Schnapper gefangen hat. "Ihm machte es nichts aus, dass sein Körper von der Sonne verbrannt und er sich das Knie an einer Koralle aufgeschürft hatte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so glücklich gewesen war." Für die Betrachter sind auch die zärtlichen und zugleich ausdrucksstarken Illustrationen von Elisabeth Builes ein großes Glück und Übersetzer Jochen Weber ergänzt: "Der Begriff kommt mehrfach vor und spielt eine wichtige Rolle. Schön ist auch die Freude Pedros im Kapitel 'Das Wiedersehen', seine Mutter glücklich zu sehen."

Die Autorin Andrea Behnke hat in ihrem Kinderroman "Frieda und das Glück der kleinen Dinge" auch versucht, sich dem Thema Glück zu nähern. "Meine Oma ist nicht so wie andere Omas. Meine Oma ist eine Forscherin" , so lässt sie ihre Geschichte beginnen. Lena-Frieda hat zwar eine grandiose Oma, aber vor ihren eigenen Sorgen schützt sie das leider nicht. Eine Sorge, die schon so manch ein Kind erlebt hat. Was tun, wenn die beste Freundin wegzieht und der Platz nun frei ist? Aber dann sind endlich Herbstferien und die beiden können sich wiedersehen! „Ich glaube, ich bin Lena-Frieda ein bisschen ähnlich. Glück ist für mich nicht unbedingt das ganz Große, sondern steckt in kleinen Details", so Behnke. "Ich spüre aber auch das Glück, das wir hier in diesem Land haben: das Glück, dass wir hier geboren sind. Denn das ist einfach nur Glück - wir mussten nichts dafür tun“, ergänzt sie noch.