Vorlesen macht Spaß!
„Wir machen es uns gemütlich, das gehört dazu, und dann geht’s los. Am schönsten ist es natürlich immer, wenn wir ein Buch finden, das uns allen gefällt, den Kleinen wie den Großen,“ so formuliert es die Kinderbuchautorin Charlotte Inden überaus treffend. Mit „Mein Tiger zieht um und wir kommen mit - Minutengeschichten zum Vorlesen“ legt sie gemeinsam mit Illustratorin Pe Grigo bereits den zweiten Band mit Vorlesegeschichten vor. Und der Wiedererkennungswert ist hoch, wenn man selbst kleine Kinder hat. Die je drei Seiten pro Kapitel lassen sich dank der lebendigen Dialoge wunderbar vorlesen. Oskar ist drei Jahre alt und ein aufregender Umzug steht ihm bevor. „Ich wollte Bücher mit etwas größeren Textblöcken. Die habe ich aber nicht gefunden. Es ging erst los bei Büchern für Vierjährige. Aber die ticken schon ganz anders als Dreijährige,“ so die Autorin zum Anlass, diese Geschichten zu schreiben. Und dass Inden mitten aus dem eigenen Familienleben schöpft und gleichzeitig eine hervorragende Autorin ist, das merkt man jedem einzelnen Kapitel an.
Eine fortlaufende Geschichte erzählt Ulf Nilsson in „Die allerkleinste Polizistin“. Wer die anderen Fälle von Kommissar Gordon kennt und auch kleinere Kinder hat, wird sich über dieses Bilderbuch freuen. Gitte Spee ebnet dem neuen Abenteuer, in dem die kleine Siebenschläferin Pieps nicht mehr in der Polizeistation bleiben will und sich alleine auf in den Wald macht, mit ihren liebenswert-charmanten Illustrationen den Weg zum Lieblingsbuch. „Ich liebe es sehr, den Kindern laut vorzulesen. Sie sind immer so aufmerksam. Mein Rat wäre, nicht zu schnell zu lesen und sie immer wieder zwischendurch nach ihren eigenen Erfahrungen zu fragen. Also etwa bei dieser Geschichte: Ist es euch auch schon einmal so ergangen, dass ihr traurig und enttäuscht wart, weil euch niemand Beachtung schenkt?“, so die grandiose niederländische Illustratorin.
Auch beim nächsten Kinderbuch mit Vorlesegeschichten des israelischen Autors und Friedenspreisträgers David Grossman könnte es Ihnen passieren, dass sie die Geschichten wieder und wieder vorlesen sollen. „Giraffe und dann ab ins Bett!“ ist vermutlich das beste Vorlesebuch, dass zur Zeit auf dem Markt ist. Illustratorin Henrike Wilson formuliert die Kraft, die von seinen Geschichten ausgeht, so: „Er hat eine außergewöhnlich humorvolle Art, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu schreiben. Dieses altersübergreifende ist eine Kunst, die Herr Grossman aufs vortrefflichste beherrscht. Seinen brillanten Humor bildhaft umzusetzen war die Herausforderung und der besondere Spaß an dieser Arbeit für mich.“ Die für seine eigenen Kinder und Enkel verfassten Gute Nacht-Geschichten und die herrlichen Illustrationen sind eine große Bereicherung für jede Familie.
Dem Tag und dem Leben in der Kita widmet Susanne Göhlich ihren Einfallsreichtum. Ihre neun Tierfreunde - allen voran Korny - sind einer liebenswerter als der andere. „Korny in der Kita - Bildergeschichten für die Kleinen“ ist, so wie es der Titel schon sagt, perfekt für die Familie und die Kita und schon für Dreijährige gut geeignet. Sechs Kapitel mit kurzem Text und sehr vielen Illustrationen drehen sich um all das, was Kinder in diesem Alter und an diesem Ort beschäftigt - gemeinsames Frühstück, im Sandkasten spielen oder Geburtstag feiern. Dem Charme der Tierdarstellungen kann man sich nur schwer entziehen. „Meine Mutter hat mir oft vorgelesen und es gab auch ausgedachte Geschichten von ihr. Am besten erzählen konnte allerdings mein Opa. „Das kalte Herz“ musste er bestimmt 300 Mal zum Besten geben. So schön gruselig war das,“ erinnert Göhlich sich.
Gegruselt hat sich so manches Kind bestimmt auch schon vor dem abgeschnittenen Daumen in der Geschichte vom Daumenlutscher von Dr. Heinrich Hoffmann aus „Der Struwwelpeter“, der vor 175 Jahren erschienen ist. Nun nehmen Hans Magnus Enzensberger und Anke Kuhl den weltweit bekannten und berühmten Klassiker, dem in Frankfurt ein eigenes Museum gewidmet ist, in die Hand und dichten und illustrieren eine Neufassung mit dem Titel „Struwwelpeters Rückkehr“. „Die aktuellste Geschichte ist wohl die vom Zappelphilipp,“ meint die Frankfurter Illustratorin. „Als Kind haben wir den Struwwelpeter oft angeguckt und gelesen. Ich habe mich sehr darüber amüsiert, so wie ich mich auch über „Der Anti-Struwwelpeter“ von F. K.Waechter amüsiert habe." Eine gute Gelegenheit, sich dem Klassiker und eventuellen Erinnerungen an Vorlesesituationen aus der eigenen Kindheit noch einmal mit der Familie neu zu nähern.
Martin Ebbertz, Autor von „Armes Ferkel Anton“ meint zum Thema Vorlesen: „Natürlich wünsche ich jedem Kind, dass ihm zu Hause jemand vorliest - von klein auf und dann viele Jahre, so lange es mag. Denn auch Kinder, die selbst gut lesen können, genießen es, wenn ihnen vorgelesen wird.“ Denn Zuhören ist ein besonderer Genuss und so waren die Geschichten auch zuerst im Radio in der Sendung „Ohrenbär“ zu hören. So hat sich daraus das Format ergeben, nun eben in Buchform. Sieben Kapitel und je ungefähr zehn Minuten Vorlesezeit. Beim Vorlesen können die Kinder dann noch die Illustrationen von Beate Fahrnländer betrachten. Ferkel Anton hat Träume und möchte unbedingt singen lernen. Sie zeigt Anton bei der Aufnahmeprüfung für das Konservatorium oder die Szene mit der wunderbaren, kleinen Maus, dem das Ferkel einen zarten Kuss auf die Mäusenase gibt. Dem Autor, so erzählt er noch, wurden in seiner Kindheit Märchen und bekannte Klassiker wie „Pippi Langstrumpf“ oder „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ vorgelesen.
Wieland Freund kann sich an „Der Räuber Hotzenplotz“ von Otfried Preußler erinnern. Im gelingt es in „Dreimal schwarzer Kater. Krispin und der mächtigste Zauberer der Welt“ Kinder ab acht Jahren in eine fesselnde Welt zu entführen, die mit über 200 Seiten Vorlesestoff für viele Nachmittage garantiert. „Sich mit dem Volksglauben, der in jeder Ritze dieses Buches steckt, zu beschäftigen, hat mir viel Spaß gemacht. Winzige Hühnchen, die sich in Milch-, Korn- oder Butterdrachen verwandeln. Darin steckt so viel Poesie!,“ so der Berliner Autor und Journalist. Sabine Mielke verlieht dem Stallkobold Hillebingel, dem Hahn Friedel und der alten Hündin Trusch ausdrucksstarke, lebendige Gesichter. Kinder im Grundschulalter werden die Abenteuer genießen. So wie alle hier vorbestellen Kinderbücher Genuß für die ganze Familie bieten!