Deadline
Angesichts der rasanten Veränderungen bei den aktuellen Medien und des Auflagenrückgangs traditioneller Printzeitungen plädiert der für den Züricher "Tages-Anzeiger" tätige Autor für einen engagierten, frischen Journalismus. Seine Hauptthese: Nur wenn eine Zeitung mehr bietet als einen Mix aus Agenturtexten und biederen Lokalgeschichten, werden die Leser zukünftig bereit sein, Geld dafür auszugeben. Gefragt seien folglich Journalisten, die bestehende Genregrenzen überwinden, Themen aus neuen Blickwinkeln betrachten, platte Gewissheiten vermeiden, sich nicht vom scheinbaren Mainstream hinfort tragen lassen und dabei Haltung zeigen. In bisweilen mitreißender Sprache bietet der Autor eine Fülle von Ansätzen für die tägliche Arbeit: Journalisten sollten z.B. bei allseits bekannten Themen unbekannte Aspekte zu Tage fördern, Porträts von Menschen in Form eines Dramas denken und bei der Überarbeitung ihrer Texte nicht zimperlich sein. - Trotz der allgemein verständlichen Analyse des Ist-Zustands und der auch für Außenstehende nachvollziehbaren Thesen zu möglichen Auswegen wendet sich "Deadline" vor allem an Praktiker. Dennoch dürften nicht allein Berufsjournalisten von Constantin Seibts Ausführungen profitieren, sondern auch Blog-Autoren, Mitarbeiter von Bürgermedien und - ganz allgemein - alle, die Interesse am Schreiben haben.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Deadline
Constantin Seibt
Kein & Aber (2013)
319 S.
fest geb.