Launen der Zeit
Willa Drake wächst in einem kleinen Ort in Pennsylvania auf, in einer Familie, in der sie sich als die einzige Normale wahrnimmt. Ihre Mutter verschwindet immer wieder für ein paar Tage. Wenn sie wieder auftaucht, tun die Eltern so, als sei nichts geschehen. Das irritiert Willa. Ein anderer Vorfall, der sie ihr Leben lang begleitet, geschieht zehn Jahre später. Unterwegs im Flugzeug mit ihrem Verlobten Derek, wird sie von ihrem Sitznachbar mit einer Waffe bedroht. Das flüstert er ihr zumindest zu. Als sie es später Derek erzählt, nimmt dieser sie nicht ernst. Weitere zwanzig Jahre später verunglückt Derek tödlich, ein weiteres Trauma für Willa. Damit endet der sprunghafte erste Teil des Romans. Im längeren zweiten Teil, wieder zwanzig Jahre später, ist Willa Anfang sechzig und zum zweiten Mal verheiratet. Ein Anruf aus Baltimore bringt ihr Leben in eine neue Bahn: Die Exfreundin ihres Sohnes Sean liegt verletzt im Krankenhaus und braucht eine Betreuung für ihre Tochter Cheryl. - Mit großer Leichtigkeit entwirft die mit Preisen ausgezeichnete US-Autorin Anne Tyler das Porträt einer Frau aus dem US-amerikanischen Mittelstand, die nicht dazu erzogen war, eigene Entscheidungen zu treffen. Gerne allen Büchereien empfohlen. (Übers.: Michaela Grabinger)
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Launen der Zeit
Anne Tyler
Kein & Aber (2018)
302 S.
fest geb.