Monster
Aus Mangel an Alternativen hat der namenlose Ich-Erzähler sich einst für das Studium der Geschichte entschieden und sich auf die Holocaustforschung spezialisiert. So wird er ungeplant zu einem wichtigen Spezialisten auf diesem Feld und pendelt bald ständig zwischen Israel und den ehemaligen Konzentrationslagern in Polen hin und her, wo er Besuchergruppen durch die Lager führt und die Tötungsmechanismen erklärt. Scheinbar ungerührt wie eine Maschine spult er seine Erkenntnisse vor den meist jungen Besuchern ab und verbringt aus finanziellen Gründen bald mehr Zeit in Polen als bei seiner jungen Familie in der Heimat. Doch immer kann er sich dem Monster der Erinnerung nicht entziehen, es offenbart sich ihm in Wehklagen, Geschrei und Menschengestalten, die er überall um sich herum zu erblicken glaubt. Sein Umgang mit den Gruppen wird inakzeptabel und es droht die Entlassung. Die Situation eskaliert, als er einen hochrangigen Besucher tätlich angreift. Ein starkes Buch, fast emotionslos und dadurch umso ergreifender. Überall einsetzbar. (Übers.: Ruth Achlama)
Martina Häusler
rezensiert für den Borromäusverein.
Monster
Yishai Sarid
Kein & Aber (2019)
173 S.
fest geb.