Superman
Chris, ca. Mitte Dreißig, ist beruflich ein erfolgreicher Projektmanager, dem der Aufstieg auf den Direktorenposten winkt. Als Familienvater liebt er seine junge Tochter; für seine Frau hat er allerdings nur wenig Zeit. Doch unter dieser Oberfläche einer heilen Welt lauern Abgründe. Chris ist oft abgespannt und entflieht dem beruflichen Druck durch häufige Auszeiten mit wechselnden Sexpartnerinnen. Aber auch seine Gewaltfantasien, in der Erzählung durch Post-It-artige Strichzeichnungen illustriert, nehmen zu und münden in einen Gewaltexzess, der in den Bildern nur gekonnt angedeutet wird und der trotz des offenen Endes der Story wohl Chris' Leben verändern wird. - Die Geschichte ist textlich und zeichnerisch kühl-distanziert und zugleich ungemein fesselnd erzählt; bei manchen Szenarien scheint der amerikanische Künstler Edward Hopper Pate gestanden zu haben. Die innere Leere und Zerrissenheit des Protagonisten gehen unter die Haut. Ein meisterliches Werk eines noch jungen Comic-Künstlers. Unbedingt anbieten!
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Superman
Gion Capeder
Ed. Moderne (2017)
117 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.