Minarett
Denkt man an Frauen im Sudan, stellen sich meist Assoziationen ein, die um Armut und Unterdrückung kreisen. Nadschwa hingegen stehen alle Türen offen. Ihr Vater hat einen hohen Posten in der Regierung, die Familie genießt westlichen Luxus. Doch dann ändert ein Putsch von einem Augenblick auf den nächsten alles. Der Vater wird wegen Korruption angeklagt, schließlich hingerichtet. Die Familie flieht nach London. Jahre später ist Nadschwa gezwungen, als Putzfrau und Dienstmädchen bei einer reichen Familie zu arbeiten. Sozialer Abstieg, Diskriminierung, eine schwierige Beziehung prägen nun ihr Leben. Trost und Erfüllung findet sie im Islam. - Auch die Autorin hat ihre sudanesische Heimat verlassen, lebt inzwischen in Schottland und verarbeitet in ihrem Roman, der bereits 2005 erschienen ist, sicherlich auch persönliche Erfahrungen. Die Entwurzelung und Neufindung Nadschwas wird empathisch geschildert und regt sicherlich zu vielfältigen Reflexionen an. Gerne empfohlen.
Minarett
Leila Aboulela ; aus dem Englischen von Irma Wehrli
Lenos Verlag (2020)
320 Seiten
fest geb.