Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr
Ein Wunder ist geschehen: die Lapplandmeisen singen wieder. Nach zwei Jahrzehnten kehren mit dem Gesang der Vögel auch die u.a. aus Naturschutzgründen evakuierten Menschen auf ihre finnische Heimatinsel zurück. Unter ihnen ist ein erfolgloser, mit Frau und Tochter in Brüssel lebender Filmemacher, der vom Wunsch beseelt ist, dem gefeierten Ereignis beizuwohnen. Er folgt den Spuren der seit 1997 verschollenen Naturfilmerin Susanne Sendler und möchte wie sie nicht einfach abbilden, sondern sich mit der Realität schöpferisch auseinandersetzen. Ihre Fragen sind die seinen: "Wer bin ich?", "Wie stehe ich zu meiner Zeit?" Der darüber hinaus von einer in Berlin scheiternden amerikanischen Studentin sowie von einer bedrohten Liebe erzählende Autor (Jahrgang 1983) verbindet in seinem bemerkenswerten Debütroman Authentisches mit Fiktivem. Da er die ihn umgebende Welt mit den Augen des Filmemachers betrachtet, lässt er die durch faszinierende Naturbilder verdeckten Konflikte sichtbar werden, mit denen sich seine Protagonisten auseinandersetzen. Wenn der Autor in seinem an Metaphern reichen, stilsicher geschriebenen Roman am Ende die Vögel wieder singen lässt, deutet sich Hoffnung auf die Zukunft an. - Wirklich lohnende Lektüre, allen Beständen sehr empfohlen.
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr
Franz Friedrich
S. Fischer (2014)
316 S.
fest geb.