Heinrich von Kleist
Vor 200 Jahren hat sich der zu seiner Zeit verkannte, heute berühmte Dichter Heinrich von Kleist das Leben genommen. Seine Erzählungen und Dramen faszinieren und sind Lektüre in Schulen. Aber nicht den melancholischen Menschen, die gescheiterte Existenz stellt Günter Blamberger in den Mittelpunkt, sondern versucht nachzuzeichnen, wie die jeweilige Lebenssituation sich Kleist darstellt. Er skizziert sie also gleichsam vom Augenblick her, betont somit ihren experimentellen Charakter. Dadurch wirkt seine Lebensbeschreibung lebendig. Die Analyse der Hauptwerke stellt das öfters unberechenbare Handeln der Akteure in den Mittelpunkt und gewinnt so einen z.T. neuen Verständnisansatz. Kleists Texte betrachtet Günter Blamberger als Ausdruck prozessualer Vorgänge, die antithetisch angelegt sind. Wie es sich für einen Germanistikprofessor gehört, fehlt auch nicht ein ausführlicher Überblick über Kleists Wirkungsgeschichte. Das wissenschaftlich fundierte Werk weist 62 Seiten Anmerkungen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein hilfreiches Personenregister auf. Mehrere meist kleine Schwarz-Weiß-Bilder sind in den Text eingefügt. Diese Biografie empfiehlt sich v.a. für literarisch ambitionierte Leser (s. auch Kreutzer: Heinrich von Kleist, in diesem Heft).
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Heinrich von Kleist
Günter Blamberger
S. Fischer (2011)
597 S. : Ill.
fest geb.