Die Kugel und das Opium
Am 04. Juni 1989 wurde die Demokratiebewegung in China blutig niedergeschlagen. Liao Yiwu, 2012 Träger des Friedenpreis des Deutschen Buchhandels, der selbst wegen seiner Teilnahme mehrere Jahre im Gefängnis saß und nun in Berlin lebt, hat sich in den Jahren vor seiner Ausreise 2011 heimlich auf die Suche begeben nach den vergessenen Opfern dieses Gewaltaktes. Manche von ihnen saßen bis zu zwanzig Jahre und länger im Gefängnis, wurden gefoltert, gedemütigt und schließlich in ein Leben ohne Perspektive entlassen. Liao Yiwu hat Interviews mit ihnen geführt und den in ihrer Heimat als 'Rowdys' gebrandmarkten ehemaligen Arbeitern und Studenten damit eine Stimme gegeben. Der Grundton, der sich bei diesem schonungslosen Blick zurück einstellt, ist in den allermeisten Fällen Resignation, ja Frustration und Enttäuschung. Dazu kommt die Erfahrung, dass China sich verändert hat: Der Kapitalismus - so die Einschätzung vieler - hat sich in den letzten zwanzig Jahren durchgesetzt und den Traum einer freien und solidarischen Gesellschaft verdrängt.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Kugel und das Opium
Liao Yiwu
S. Fischer (2012)
430 S.
fest geb.