Zwischenspiel

Auf dem Weg zur Beerdigung ihrer Ex-Schwiegermutter Olga sieht Ruth plötzlich alles nur noch verschwommen und stark verpixelt und verfährt sich auf dem Weg zum Friedhof. Sie landet in einem Park, in dem wie in einer Art Totentanz verstorbene Bekannte Zwischenspiel zu ihr kommen: Olga und der Säufer und Philosoph Bruno, mit denen sie über ihr Leben nachdenkt, über Entscheidungen, die sie getroffen hat, ob sie dabei Schuld auf sich geladen hat ("Schuld bleibt immer, so oder so"), ob es überhaupt ein Leben ohne Schuld gibt. Wären andere Wege möglich gewesen? Hätte sie das behinderte Kind ihres ersten Lebensgefährten pflegen und nicht mit ihrer gemeinsamen Tochter Fanny weggehen sollen? Hätte sie nicht mit ihrem Mann Hendrik und ihrer Tochter in den Westen gehen sollen? Hätte sie Fanny nichts vom Verrat ihres Vaters, einem IM der Stasi, erzählen sollen? Sie philosophiert mit Bruno über die Liebe, den Tod, das Älterwerden, die Religion. Sie begegnet dem unbelehrbaren toten Ehepaar Honecker, trifft das Böse und wird Zeugin eines goyaschen Hexentanzes. Der einzige Lichtblick ist ein (lebender) Hund, der ihr zuläuft. Am Abend ist der "Spuk", das "Zwischenspiel" vorbei. - Eine intensive, nachdenkliche, mit leichtem Witz und in wunderbarer Sprache erzählte Geschichte, unbedingt lesenswert, nicht nur für literarisch Interessierte!

Gudrun Eckl

Gudrun Eckl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Zwischenspiel

Zwischenspiel

Monika Maron
S. Fischer (2013)

190 S.
fest geb.

MedienNr.: 388788
ISBN 978-3-10-048821-3
9783100488213
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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