Jerusalem

Der Autor beschreibt - wie in vielen anderen Geschichtsbüchern auch - hauptsächlich Herrschergeschichte in chronologischer Form. Dies allerdings monumental, von den ersten archäologisch nachgewiesenen Anfängen über die Zeit der jüdischen Könige Jerusalem ohne und dann mit Rom, der byzantinischen Herrschaft, der islamischen Eroberung und christlichen Rückeroberung durch die Kreuzzüge, der Mamelucken, der Osmanen, der westlichen Einflussnahme und des Protektionismus bis zum 6-Tage-Krieg, mit einem Epilog bis ins Heute. Die umfangreiche Quellenarbeit des Autors wird in einer eindrucksvollen Bibliografie dargelegt, gleichwohl ist dieses Buch nicht (nur) für die Fachwelt geschrieben. Dank einer gut lesbaren Sprache mit lebendigen, oft personenbezogenen Darstellungen, die auch vor grausigen Schilderungen nicht haltmacht, ist es trotz seiner über 700 Seiten eine dankbare Lektüre für ein breites Publikum, die mit einigen farbigen Bildtafeln, Karten und Stammbäumen illustriert ist. Wie der Autor eingangs anmerkt, ist Geschichte auch immer Geschichtsschreibung, was sich an Jerusalem wegen seiner religiösen Aufgeladenheit vielleicht wie sonst nirgends bemerkbar macht. Es werden "sowohl Wahrheit als auch Legenden" geschildert, was manchmal befremdlich ist, wenn die Versuchung Jesu genauso wie eine "normale" historische Tatsache genannt wird und gleichzeitig mehrmals vom leiblichen "Bruder Jesu" die Rede ist, ohne anzumerken, dass es sehr wohl gewichtige andere Lesarten hierfür gibt. Was also vom Autor für Wahrheit gehalten wird, könnte auch Legende sein, aber gerade diese Vermischung macht ja eine Geschichte Jerusalems so interessant. Empfehlenswert.

Markus Hofmann

Markus Hofmann

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Jerusalem

Jerusalem

Simon Sebag Montefiore
S. Fischer (2011)

871, [32] S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 569737
ISBN 978-3-10-050611-5
9783100506115
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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