Weit vom Stamm
Was bedeutet es für Familien, wenn Kinder nicht der Norm entsprechen und wie geht die Gesellschaft damit um? Der Autor, als Homosexueller von diesen Fragen selbst betroffen, schildert zunächst seinen persönlichen Kampf um die eigene Identität. Dann aber öffnet er den Blick auf die Welt der Menschen, die an Gehörlosigkeit, Kleinwüchsigkeit, an einem Down-Syndrom, einer Behinderung, an Autismus und Schizophrenie leiden, in die Kriminalität abgleiten oder als Wunderkinder, Vergewaltigungsopfer und Transgender in ihrem Milieu zurechtkommen müssen. Er lässt die Eltern und die Betroffenen zu Wort kommen, erzählt von ihrem Leben, ihren Problemen, Erfahrungen und Gefühlen, aber auch von deren Kraft und Liebe, das ungewöhnliche Schicksal zu bewältigen. Seine Hinweise auf Hilfsorganisationen und Vereinigungen sind ebenso wie die medizinischen Möglichkeiten den amerikanischen Verhältnissen geschuldet. Dieses umfangreiche Werk mit seinen mehr als 250 Seiten Bibliographie und Anmerkungen vermeidet jede Schwarzweiß-Zeichnung und schafft mit seiner differenzierten Darstellung intensive Einblicke, die vorschnelle Beurteilungen von Menschen verhindern, die der Gefahr der Ausgrenzung unterliegen. Größeren Beständen zu empfehlen.
Helmut Eggl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Weit vom Stamm
Andrew Solomon
S. Fischer (2013)
1103 S.
fest geb.