Die Frau im Spiegel
Drei Frauen, drei Epochen, drei Mal Aufbegehren gegen die Erwartungen, die an sie gerichtet werden: Während Anne von Brügge ihren inneren Eingebungen folgt und mit ihren mystischen Ansichten mit der Kirche in Konflikt gerät und schließlich als Hexe verbrannt wird, wird die Wiener Adelige Hanna von Waldeck im 19. Jh. durch die zu ihrer Zeit noch neue Psychoanalyse bewusst, dass sie ein unfreies Leben führt. Sie bricht aus der Enge ihrer Ehe aus und lässt sich zur Analytikerin ausbilden. Die Schauspielerin Anny hingegen entkommt im 20. Jh. ihren Sex- und Drogenexzessen durch die Liebe zu dem ersten Mann in ihrem Leben, der nicht nur ihren Körper, sondern sie selbst liebt. Ihrem Status und Milieu entsprechend erzählt Schmitt die Geschichte der Mystikerin in auktorialer Erzählform, die Adlige lässt er Briefe in der Ich-Form an ihre Freundin schreiben, während Annys Geschichte von einem personalen Erzähler präsentiert wird. Die den Epochen der Frauen angepasste Sprache trägt zusätzlich zur Realitätsnähe ihres Denkens und Handelns bei. Ein auch aufgrund des stilistisch vielschichtigen Aufbaus anspruchsvolles und lesenswertes Buch. (Übers.: Marlene Frucht)
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Frau im Spiegel
Eric-Emmanuel Schmitt
Fischer (2012)
431 S.
fest geb.