New York machen wir das nächste Mal
Roland kehrt zurück in seine schwäbische Heimat, erinnert sich an die vermeintlich unbeschwerten Jahre der Kindheit. Er spürt den Erlebnissen der fünfziger und sechziger Jahre nach, als das "Zweistromland" zwischen Rhein und Donau noch sehr ländlich
geprägt, die Dorfgemeinschaft eng und die Nachwirkungen des Krieges äußerst präsent waren. Neben seine Erinnerungen treten meist melancholische, manchmal bittere Beobachtungen aus der Gegenwart. Roland ist nur eine von vielen Figuren in Arnold Stadlers Sammlung von kurzen und kürzesten Geschichten, die zumeist in Schwaben spielen, manchmal aber auch in Italien oder den USA. Der Autor thematisiert in scheinbar ungeordneter Reihenfolge unter anderem den Tod von Menschen, die Fallstricke erwachender Sexualität, den Verlust von Lebensmut und die Zweifel an den Lehren der Kirche. Mehrfach geht es um niemals wiederkehrende kindliche Gewissheiten und den beklagenswerten Zustand der heutigen Welt. Viele Geschichten sind äußerst knapp gehalten, erzeugen aber durch ihre präzise eingesetzte Sprache, den lakonischen Grundton und einige überraschende Formulierungen einen faszinierenden, beinahe lyrischen Sound. Für anspruchsvolle Leserinnen und Leser.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.

New York machen wir das nächste Mal
Arnold Stadler
S. Fischer (2011)
218 S.
fest geb.