Das brennende Haus

Die Ich-Erzählerin ist mit ihrem Mann und den beiden kleinen Kindern aus den USA nach Genf gezogen. Der Ehemann, "M" genannt, macht Karriere und verbringt die meiste Zeit im Büro, während die namenlose Ich-Erzählerin im hochsommerlichen Genf in Das brennende Haus ihrer kleinen Wohnung sitzt und sich fremd und allein fühlt. Die Kinder, die 4-jährige "E" und das Baby "B", erfordern ihre volle Aufmerksamkeit. Für die beiden hat sie den Beruf aufgegeben, sie sind nun ihre ganze Welt, versorgt und glücklich wollen sie sein. Doch gelingt es der jungen Mutter nicht, gegen ihre wachsenden Ängste anzukommen: Was kann nicht alles passieren mit kleinen Kindern! Ist es nicht gefährlich, überhaupt aus dem Haus zu gehen, auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünscht, als Anschluss zu finden? Nie zuvor hat sie sich so allein gefühlt, so fremd an einem Ort, so verängstigt, dass ihr alles entgleitet. Und wenn die Kinder endlich schlafen, rücken die Wände der Wohnung näher, werden die Schatten größer und verdrängen Albträume die Realität. Die Ich-Erzählerin isoliert sich immer mehr, kann nicht schlafen, ist immer müde, fängt an, wahnhaft zu putzen und aufzuräumen. Am Schluss geht sie mit den Kindern nicht mehr vor die Tür. Sie will eine perfekte Mutter sein, verliert aber jedes Zeitgefühl, zerstört ihr Handy, die Kinder werden in der dunklen abgesperrten Wohnung immer apathischer. Als die Wohnung brennt (Brandstiftung aus Nachlässigkeit?), gelingt es ihr gerade noch, mit den Kindern dem Feuer zu entkommen. In intensiver Sprache beschreibt die Autorin die Ängste vor Isolation und Überforderung und schafft ein klaustrophobisches Leseerlebnis.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Das brennende Haus

Das brennende Haus

Kyra Wilder ; aus dem Englischen von Eva Kemper
S. Fischer (2020)

253 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 603027
ISBN 978-3-10-390010-1
9783103900101
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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