Das Prachtboot

Kolonialgeschichte verbindet man in Deutschland normalerweise mit Afrika, aber auch im heutigen Papua-Neuguinea haben deutsche Kolonialbeamte und -händler und sogar Militärs im Einverständnis mit der preußischen Regierung unter Otto von Bismarck indigene Völker überfallen, ermordet, ihre Dörfer niedergebrannt und sie zur Zwangsarbeit auf ihren Plantagen gezwungen. Götz Aly hat in seinem Buch zusammengetragen, auf welch verbrecherische Art sich diese Kolonialhändler kulturelle Güter aneigneten und teuer an Völkerkundemuseen im deutschsprachigen Raum mit Gewinnmargen zwischen 150 und 800 % verkauften. Ein Glanzstück dieser unrechtmäßig erworbenen Kunstschätze ist ein Prachtboot der Insel Luf, für dessen rechtmäßigen Erwerb von Einheimischen es keine Belege der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt. Das Boot ist ein Meisterwerk, 15 m lang, ohne einen einzigen Nagel gebaut und über und über mit Malereien und Schnitzwerken verziert Dieses Prachtboot und unzählige andere Schätze befinden sich immer noch in vielen Völkerkundemuseen in Deutschland und für die wenigsten Funde und Schätze gibt es rechtmäßige Nachweise, was den Erwerb betrifft. Aly hat in den betreffenden Archiven recherchiert und nennt in seinem Buch die an den ethnischen Verbrechen beteiligten Händler mit Namen, bis hin zu Bismarck, der dieses Gebaren billigte und unterstützte. Aly fordert, dass deutsche Museen und kulturelle Einrichtungen den Erwerb nachweisen und andernfalls unrechtmäßige Erwerbungen zurückerstatten müssen. Die historischen Ereignisse, die Aly nach und nach auflistet, schildert und belegt, lassen die Leser/-innen erschüttert und betroffen zurück und wünschen, dass das Buch vielleicht einen Prozess in Gang setzt, der Wiedergutmachung zum Ziel hat. Ein wichtiger Beitrag zur deutschen Kolonialgeschichte. Ab mittleren Beständen empfohlen.