Unsere anarchistischen Herzen

Charles lebt mit ihren Althippie-Eltern in Berlin. In der Eingangsszene versucht sie gerade, ihren Vater wieder einzufangen, der wegen einer kreativen Krise nackt durch die Straßen läuft. Die Mutter verpflanzt die Familie kurzerhand zu Freunden aufs Unsere anarchistischen Herzen Land, in eine Kommune in der Nähe von Hildesheim. Charles findet es überhaupt nicht lustig, von ihren Freunden weggerissen zu werden. Parallel dazu kommt Gwen zu Wort. Sie lebt in einem gläsernen Kubus im Nobelviertel von Hildesheim. Wohlstandsverwahrlosung ist das Stichwort, ihre Eltern interessieren sich nicht wirklich für ihre Kinder. Gwen schafft sich eine zweite Identität als Schlägerin in einer Straßengang der Wohnblocksiedlung, um ihre Wut abzubauen. Ein Kiosk ist ihr Raum der Verwandlung. Hier deponiert sie Kapuzenpulli und Schlabberhose - und führt intellektuelle Gespräche mit dem Philosophiestundeten Sinan, der dort jobbt. Einmal begegnet sie hier Charles, mit der sie sich sofort versteht. - Lisa Krusche (Jg. 1990) bringt mit den in schneller Abfolge wechselnden inneren Monologen der beiden Teenager einen frischen Sound in die Literatur, poetisch, trotzig, aber auch zu Herzen gehend. Ein großartiger Roman über das Erwachsenwerden!

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Unsere anarchistischen Herzen

Unsere anarchistischen Herzen

Lisa Krusche
S. Fischer (2021)

444 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604301
ISBN 978-3-10-397051-7
9783103970517
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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