Sünder und Heiliger

Es ist dem besonderen Talent Günter de Bruyns zu verdanken, dass es ihm in dieser 200-seitigen Biografie gelingt, sowohl eher Abstoßendes als auch schwer Fassbares zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinen und dem Leser dadurch zugleich tiefe Einsichten Sünder und Heiliger in die Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jh. zu verschaffen. Zum einen verhilft er dem in Deutschland fast vergessenen Dichter und Dramatiker Zacharias Werner, 1768 in Königsberg geboren und 1823 in Wien gestorben, in das Licht der Öffentlichkeit. Zum anderen schafft er es, anhand der Biografie dieser in vieler Hinsicht gescheiterten Existenz, die besonderen Herausforderungen der Romantik, die durch Kriege, politische Wirren, soziale Gegensätze und Umbrüche geprägt war, beispielhaft darzustellen. In der tragischen Gestalt des Zacharias Werner, der sich in sexuellen Ausschweifungen und religiös-missionarischem Eifer sowie in ruheloser Umherreiserei immer mehr selbst verlor, bietet er eine Projektionsfläche, die die ganze Tragik ihrer Zeit mit ihren Extremen und Widersprüchlichkeiten in sich vereint. Inwieweit sich aus dieser Schilderung des 19. Jh. Bezüge zur Gegenwart ableiten lassen, wie im Klappentext festgestellt wird, möge jeder selbst entscheiden. Für spezialisierte Bestände geeignet.

Lioba Speer

Lioba Speer

rezensiert für den Borromäusverein.

Sünder und Heiliger

Sünder und Heiliger

Günter de Bruyn
Fischer (2016)

222 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 586248
ISBN 978-3-10-397208-5
9783103972085
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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