Die Schulzeit Jesu
Ein kleiner Junge, ein Mann und eine Frau sind auf der Flucht. Sie wollen eine Volkszählung umgehen. Das Kind David ist 6 Jahre alt und schulpflichtig. Seine Stiefeltern Simón und Inés überlegen, welche Schule die beste sein könnte. Zeit und Ort des Geschehens sind nicht fassbar, vielleicht das Niemandsland unseres irdischen Daseins. Das Kind ist außergewöhnlich. Es fällt auf, knüpft keine Freundschaften mit anderen Kindern, befremdet Erwachsene und stellt verstörende Fragen. Mit Simón spricht David über Schuld und Sühne, über Leidenschaft und Liebe und über den Sinn des Lebens. J. M. Coetzee legt nach "Die Kindheit Jesu" (BP/mp 14/98) nun den zweiten Band seiner Jesus-Trilogie vor. Eine Kenntnis des ersten Bandes ist für die Lektüre allerdings nicht notwendig. Wie bereits im ersten Band kommt der Name Jesus nur im Titel vor. Dennoch sind Analogien zur Bibel nicht zu übersehen. Zahlreiche philosophische und literarische Anspielungen von Cervantes bis Dostojewski erfreuen den interessierten Leser zusätzlich. Man darf neugierig auf den Abschluss der Trilogie sein. Ab mittleren Beständen für literarisch interessierte Leser, die bereit sind, sich auf ungewöhnliche Geschichten einzulassen. (Übers.. Reinhild Böhnke)
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Schulzeit Jesu
J. M. Coetzee
Fischer (2018)
316 S.
fest geb.