Adas Raum

Ada durchlebt in verschiedenen Jahrhunderten als Einzelperson eine Episode ihres Lebens, steht gleichzeitig aber auch als Sinnbild für das Leben aller Frauen in der jeweiligen Situation. Die ersten Schleifen beginnen jeweils im März: 1459 in Ghana, wo Ada auch ihr zweites Kind kurz nach der Entbindung verliert; 1848 lebt Ada als Mathematikerin (Ada Lovelace) in England volles Risiko zwischen Ehemann und Liebhaber (Charles Dickens),1945 dann als Zwangsprostituierte in einem KZ-Außenlager von Mittelbau Dora. Neben Adas eigenen Eindrücken geben unterschiedliche Gegenstände (Besen, Türknauf, ein Zimmer) den Blick von außen auf die Geschehnisse wieder und setzen sie auch in den geschichtlichen Zusammenhang (Kolonialismus, Februarrevolution, Zwangsarbeiter im KZ). Alle Adas finden den Tod; in einer Zwischenschleife treffen das Sinnbild Ada, das "Etwas", das jeweils ein Gegenstand wird, und Gott aufeinander und entscheiden über ihre nächsten Leben. "Es" wird zum letzten EU-Reisepass vor dem Brexit, Ada Tochter eines Ghanaers in London, die ihre Kindheit bei den Tanten in Accra verbringt, als junge Frau auf den Spuren ihrer Eltern nach London aufbricht und schließlich 2019 auf Wohnungssuche bei ihrer unbekannten Schwester in Berlin landet. In Adas Träumen kommen und gehen die Gestalten aus früheren Schleifen, und mit der Geburt ihrer kleinen Tochter schließt sich der Kreis; ein neuer Zyklus des Lebens beginnt. - Ein faszinierender Roman der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin von 2016, der das Leben phantasievoll als Kontinuum durch Raum und Zeit feiert.