Die Totengräber

Katastrophale wirtschaftliche Verhältnisse, Arbeitslosigkeit, soziale Missstände, politische Radikalisierung und Verrohung, Straßenkämpfe und Saalschlachten beleuchten schlaglichtartig die Situation in Deutschland im Herbst 1932. Vor dem Hintergrund dieser bedrohlichen, durch gewalttätige Aktionen von NSDAP und KPD stark gefährdeten Lage setzt die beinahe minutiös aufgebaute Chronologie von Rüdiger Barth und Hauke Friederichs ein, in der sie vom 17.11.1932 bis 30.01.1933 den Machtkampf zwischen den Politikern Franz von Papen (Zentrum), dem parteilosen Kurt von Schleicher und Adolf Hitler (NSDAP) begleiten, d.h. die Tage zwischen dem Rücktritt von Papens und Hitlers Ernennung zum Reichskanzler. Anhand sehr unterschiedlicher Quellen (Angaben im Text fehlen!) - u.a. Tagebücher, Briefe, Aufzeichnungen von aktiv am politischen Geschehen Beteiligten, aber auch von kritischen Beobachtern der Entwicklung - erstellen die Verfasser eine detaillierte, spannende Dokumentation, die chronologisch vorgeht, jedoch zwischen den einzelnen Situationen und Akteuren hin und her springt, wodurch der Zusammenhang teilweise nur schwer zu erkennen ist. Dennoch gelingt Barth und Friederichs eine packende, gut lesbare "dokumentarische Montage" dieses für Deutschland und die Welt so verhängnisvollen Machtkampfes, der durch Skrupellosigkeit, Egoismus und Intrigen der Kontrahenten keine verfassungskonformen Lösungen mehr zuließ und direkt in die Diktatur führte. - Allgemein zu empfehlen!