Die Wurzeln des Lebens

Bäume sind Lebewesen, die miteinander kommunizieren und sich gegenseitig helfen. Ihre Botschaft an uns Menschen verstehen aber nur die wenigsten. Zu ihnen gehören die zehn Protagonisten des Romans, die im ersten Teil ("Wurzeln") in Kurzgeschichten Die Wurzeln des Lebens vorgestellt werden. Alle haben auf ihrem Lebensweg eine besondere Begegnung mit Bäumen gemacht. Da ist z. B. Nick, dessen Urgroßeltern eine Amerikanische Kastanie gepflanzt haben, die durch ihren abgelegenen Standort im mittleren Westen nicht von einer an der Ostküste grassierenden Pilzkrankheit befallen wurde. Oder Douglas, ein Vietnam-Veteran, der einen Fallschirmabsturz durch die Landung in einen Baum überlebt. Im zweiten Teil ("Stamm") treffen sie Ende der 1990er Jahre in Kalifornien aufeinander, wo sie gegen die Abholzung großer, jahrhundertealter Mammutbaumwälder durch Baumbesetzungen protestieren. Die Gruppe wird immer radikaler bei ihrem Kampf gegen die Holzindustrie und die Staatsgewalt. Bei einem Brandanschlag kommt es zu einer Explosion und einer Toten. Von da an sind alle aus der Gruppe auf der Flucht vor der Polizei. Die mehrere Generationen umfassende Geschichte ist spannend geschrieben mit vielen Bemerkungen zur Biologie der Bäume. Allerdings übertreibt Powers es mit der Darstellung der Bäume als geradezu mystische Wesen, seine Schilderungen kippen immer wieder ins Esoterische und sind nicht ganz frei von Kitsch. Wer sich daran nicht stört, liest einen spannenden Roman zu einem wichtigen Thema unserer Zeit. Wer es lieber weniger esoterisch und kitschig hat, greife zu "Die Rettung" von Daniel Griffin (in diesem Heft). (Übers.: Manfred Allié u. Gabriele Kempf-Allié)

Ruth Titz-Weider

Ruth Titz-Weider

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Wurzeln des Lebens

Die Wurzeln des Lebens

Richard Powers
Fischer (2018)

618 S.
fest geb.

MedienNr.: 594624
ISBN 978-3-10-397372-3
9783103973723
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.