Das Geld spricht

Der 1953 geborene Schriftsteller Ernst-Wilhelm Händler ist selbst auch Unternehmer und weiß, wovon er in seinen Romanen aus der Wirtschafts- und Finanzwelt erzählt. "Das Geld spricht", der neue Roman, entwickelt eine einfache, aber einfallsreiche Das Geld spricht Versuchsanordnung. Ein "Gründer" hat eine halbe Milliarde Dollar aus einem Börsengang, die er einem Frankfurter Banker zur Vermittlung einer Anlage anvertraut. Dafür gibt es wiederum drei Kandidaten, einen hochintelligenten Nerd, eine kapriziöse Fonds-Managerin und einen massigen Hedge-Fund-Gründer, allesamt One-trick-ponies, die eine Sache machen und die dann sehr gut. Das Ende ist erwartbar, spannender ist die Strecke, die das Geld braucht, um an den Mann bzw. die Frau zu kommen. Auf dieser Strecke gelingt es Händler auf virtuose, aber auch manchmal anstrengende und in den Fachjargon verliebte Weise, das Geld selbst sprechen zu lassen. Das Geld ist, das kann man bei Jochen Hörisch ("Kopf oder Zahl") nachlesen, eine symbolische Macht und ein mächtiges Kommunikationsmedium. Aber es hat, und das zeigt Händler eben sehr nachdrücklich, weder Kognition noch Gefühle. Geld ist ein unzuverlässiger, mit sich und der Welt unzufriedener Erzähler - und eben nicht Gott, wenngleich es zu Vertrauen und Glaubwürdigkeit (also Kredit) anhalten soll. Der Markt ist der Mensch und der hat Makel. Ein aufschlussreicher Roman über die Macht und Ohnmacht des Geldes, größeren Beständen empfohlen.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Geld spricht

Das Geld spricht

Ernst-Wilhelm Händler
S. Fischer (2019)

397 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 598226
ISBN 978-3-10-397451-5
9783103974515
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.