Protest und Menschlichkeit

In dem am 14. Mai 1945 niedergeschriebenen Tätigkeitsbericht der Gruppe "Onkel Emil" erklären Mitglieder dieser NS-Widerstandsgruppe - neben der detaillierten Auflistung ihrer Hilfs- bzw. Anti-NS-Aktionen - rückblickend ihre Motivation: "Sie fühlten Protest und Menschlichkeit sich verpflichtet, bis zuletzt unmittelbar am Ort der Gefahr für ihre Überzeugung einzutreten und alle Bemühungen daranzusetzen, im Dienste der Menschlichkeit zu wirken." Um diesen Frauen und Männern einen angemessenen Platz in der Erinnerungskultur zu schaffen, spürt der Historiker Wolfgang Benz deren vielfältigem und riskantem Einsatz nach und zeigt damit gleichzeitig, dass es - gerade im Bereich der persönlichen Hilfe für verfolgte jüdische Mitbürger - Möglichkeiten gab, den Bedrohten zu helfen. Die Gruppe "Onkel Emil" - ein authentisches, aber literarisch frei gestaltetes Tagebuch ("Der Schattenmann") von Ruth Andreas-Friedrich, dem Mittelpunkt dieses Kreises, hält die Zeit von 1938-1945 fest - bestand aus jüdischen wie nichtjüdischen, freundschaftlich verbundenen Menschen - meist Akademiker -, die ortsnah (Berlin und Umfeld) auf unterschiedlichste Art und Weise (u.a. Quartier und Verpflegung, Ausweisbeschaffung, Ausreisedokumente, gefälschte Papiere) Hilfe organisierten und diese verborgen von den Nazis umsetzten. - Interessante Einblicke in die Möglichkeiten des Einzelnen, in der NS-Zeit Hilfe zu leisten und Widerstand zu zeigen. Allgemein zu empfehlen!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Protest und Menschlichkeit

Protest und Menschlichkeit

Wolfgang Benz
Reclam (2020)

220 Seiten : mit 26 Abbildungen
fest geb.

MedienNr.: 953617
ISBN 978-3-15-011258-8
9783150112588
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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