Vom einfachen Leben
Frei von Terminstress und ohne Reizüberflutung durch technische Hilfsmittel lebte man - bis vor 50 Jahren - im Dorf und auf seinem Hof zusammen, produzierte alle lebensnotwendigen Güter und Lebensmittel ohne Maschinen selbst, hinterließ keinen Müll und verwirklichte durch Zusammenstehen in schwierigen Situationen ein vorbildliches soziales Netzwerk ohne irgendwelche staatlichen oder karitativen Vorgaben. Die Autorin hat durch viele vertrauensvolle Gespräche in ländlichen Stuben und Wohnküchen Österreichs die Erinnerungen der älteren Generation an die Zustände und Lebensweisen in der "guten alten Zeit" gesammelt und in diesem Buch aufgezeichnet, systematisch geordnet nach den Stichworten "Rhythmus" (der Zeit und des Jahreslaufs), "Zusammenleben" (im Haus und im Dorf) und "Selbstversorgung". Ihre anschauliche Erzählung gibt oft die wörtlichen Auskünfte ihrer Gewährsleute wieder - manchmal mit zitierten (im Anhang erklärten) Dialektausdrücken - und beschreibt auf diese Weise nach und nach, mit alten, ausdrucksstarken und eindrucksvollen Fotos garniert, das Leben auf dem Land von anno dazumal. Interessant und zum Nachmachen anregend sind auch die abgedruckten Spiele, Kochrezepte und Anleitungen. Wenn auch diese funktionierende bäuerliche Welt unwiederbringlich dahin ist, ist es gut, wenn sie wenigstens in solchen Büchern aufbewahrt wird. - Für Büchereien ein notwendiges Erinnerungsbuch.
Georg Bergmeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Vom einfachen Leben
Inge Friedl
Böhlau (2011)
165 S. : zahlr. Ill.
fest geb.