Arthur Schnitzler
Den großen österreichischen Schriftsteller Arthur Schnitzler will der Germanist Max Haberich aus der Ecke des leichten Erotikers herausholen. Sein Ansatz ist die Untersuchung von Schnitzlers jüdischer Herkunft und der damit gegebenen Lebenssituation im Wien um 1900. Dies gelingt ihm überzeugend. Er betont aber auch, dass sich Schnitzler in erster Linie als Österreicher gefühlt hat. Als solcher kritisiert Schnitzler die Moral seiner Mitbürger am Beispiel der gesellschaftlichen Stellung der Frau. Die genaue Zeichnung individueller Frauenfiguren ist ihm, einem Frauenheld, mit feinem Verständnis für die weibliche Psyche bewundernswert gelungen. Immer wieder beschäftigt sich Schnitzler mit der Fremdheit zwischen Mann und Frau und ist auch deshalb heute noch aktuell. Dazu passt auch, wie Haberich am Beispiel des Dramas "Professor Bernhardi" aufzeigt, die Darstellung des Grundkonfliktes zwischen kritischem Individuum und Massenpolitik. Die enge Verflechtung von Leben und Werk wird in dieser Biografie vorbildlich aufgezeigt. Atmosphäre schaffen die Jugendstil-Überschriften und die wenigen sw-Fotos. Das Buch ist übersichtlich gegliedert in 15 Kapitel, mit Einleitung und Nachwort, einer aufschlussreichen Auswahl aus dem Briefkontakt mit seiner Frau Olga, Registern, Anmerkungen und Literaturhinweisen. - Für Literaturinteressierte.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Arthur Schnitzler
Max Haberich
K & S (2017)
318 S. : Ill.
fest geb.