Im Blick

Was macht eine Frau aus? Von klein auf fühlt sich die Ich-Erzählerin "im Blick" vor allem von Männern. Detailliert analysiert sie ihre Gefühle und probiert auf der Suche nach Identität alles aus: Homo-, Hetero- und Transsexualität, Drogen und Im Blick Alkohol. Dabei wird sie sich vieler männlicher Übergriffe bewusst. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt: Die Erzählerin wechselt zwischen Erinnerungen an Kindheit und Jugend mit ihrer Freundin Anja und der Gegenwart, in der sie als Liebende in der Beziehung zu einem Du (das auch immer als solches angesprochen und ohne Namen bleibt) auftritt. Die beiden Freundinnen machen Erfahrungen mit Mädchen und Jungen, geraten in den "Blick" von Männern, sobald sie Brüste bekommen und erleben Übergriffe. Sie versuchen, ihre Rolle als Frau zu finden, sich gegen Erwartungshaltungen zu stellen und müssen feststellen, dass Freiheit für Frauen nicht das gleiche bedeutet wie für Männer. Auch die Gegenwart ist geprägt von Überlegungen zu Grenzüberschreitungen, von Gewalterfahrungen, von sexuellen Experimenten. Die Ich-Erzählerin will von ihren Erfahrungen berichten, um zu verstehen, aber sie hat Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. Der Monolog ist eher skizzenhaft, besteht aus einer Sammlung von Situationen und Erfahrungen, die durchaus zu verallgemeinern sind, und endet in einem Appell an weibliche Solidarität. Vor allem für Leser/-innen geeignet, die sich für Feminismus interessieren und sich nicht an detaillierten Sex-Szenen stören.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Im Blick

Im Blick

Marie Luise Lehner
Verlag Kremayr & Scheriau (2018)

186 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 903484
ISBN 978-3-218-01109-9
9783218011099
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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