Was mit uns sein wird, wissen wir nicht
Die Briefe und Karten des aus Wien nach Polen deportierten jüdischen Ehepaares Wilhelm und Johanna Schischa geben ein berührendes Zeugnis von Menschen, die aus ihrer gesicherten, gutbürgerlichen Existenz herausgerissen, schwankend zwischen Hoffnung und Resignation, letztendlich ihr Schicksal in die Hände Gottes legen. Das Besondere dieser Dokumente liegt darin, dass sie sich - neben der Frage nach der eigenen Zukunft und der ihrer Familie - mit ganz alltäglichen Bedürfnissen und Erfahrungen beschäftigen und dadurch ganz authentisch, aus der momentanen Befindlichkeit heraus das immer trostloser werdende Auf und Ab ihres Alltags im Ghetto Opole Lubelskie (Distrikt Lublin) schildern. Diese Schriftzeugnisse zeigen aber auch ganz deutlich, dass der Kontakt der Schischas zu ihren noch in Wien verbliebenen Angehörigen (die beiden Kinder sind in Palästina bzw. England in Sicherheit) für sie physisch wie psychisch lebensnotwendig war, dass sie ohne die materiellen Zuwendungen ihrer fürsorglichen Verwandten (Lebensmittel, Kleidung, Gebrauchsgegenstände), aber auch ohne den emotionalen Austausch und das spürbar starke Eingebundensein in die große Familie die erniedrigende, menschenunwürdige Situation nicht hätten ertragen können. - Ein bewegendes Dokument, für alle Bestände!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Was mit uns sein wird, wissen wir nicht
Wilhelm und Johanna Schischa. Hrsg. von Gustav Freudmann
Styria (2015)
Styria premium
223 S. : zahlr. Ill.
fest geb.