Die fremde Gestalt

Manche Passagen hätte man ja lieber nicht im Evangelium. Sie (ver-) stören und passen nicht ins Bild vom "liebsten Jesus". Aber gerade deshalb sind sie spannend und notwendig! Hermann Glettler, Bischof von Innsbruck, und Michael Lehofer, Psychiatrieprofessor, Die fremde Gestalt sind nicht angetreten, zu glätten und zu relativieren. In den 24 Gesprächen über "anstößige" Stellen aus den Evangelien weiten sie den Blick und geben vielfältige Impulse, denn mit Einordnen und Abhaken ist es nicht getan. Von Bischof Glettler teilweise bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Grafiken biblischer Motive aus dem 19. Jh. unterstreichen das Irritierende der Person und der Botschaft Jesu. Dabei sind die Diskussionen kaum kontrovers, eher ein gegenseitiges Stichwort-Geben. Erfahrungen als Seelsorger bzw. Therapeut fließen ein. Beide Autoren vertreten eine biblisch-christliche Spiritualität, die weltoffen und aufgeklärt ist, aber nicht dem Zeitgeist oder der Beliebigkeit verfällt. Letztlich geht es um eine den Alltag durchdringende, persönlich verantwortete Beziehung zu Gott, die Freiheit und Gelassenheit schenken kann, aber nicht bequem und folgenlos ist. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.

Monika Graf

Monika Graf

rezensiert für den Borromäusverein.

Die fremde Gestalt

Die fremde Gestalt

Hermann Glettler ; Michael Lehofer
Styria-Verl. (2018)

159 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 593958
ISBN 978-3-222-13587-3
9783222135873
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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