Bitte sagen sie jetzt nichts
Wer nun glaubt, schon alles von ihm zu kennen, seine legendären Sketche, seine originellen Karikaturen, seine TV-Spots, klassischen Operninszenierungen sowie die beiden kultigen Kinofilme, der irrt - ein wenig. Sein Hausverlag hat jetzt noch eine köstliche Perle serviert, ein Juwel an feinsinnigen Bemerkungen, aber auch ernsthaft-freimütigen Geständnissen und Bekenntnissen, oft mit einem Augenzwinkern, wie üblich unter echten Aristokraten. Was hier vorliegt, d.h. gesammelt und neu aufgelegt worden ist: ein nahezu vollständiges Bündel von journalistischen Interviews, in diesem Falle mit ihm höchst selbst - wie selbstverständlich tituliert nach einer der meistzitierten Zeilen aus einem Sketch mit der ebenso unsterblichen Spiel-Partnerin "Bitte sagen Sie jetzt nichts ..." - will sagen: UND OB ! - allen Unken- und Nachrufen zum Trotz! Loriot ist sich nie zu schade, Fehler oder Ängste in seinem bewegten und bewegenden Lebenslauf zuzugeben, aber auch anzumahnen, als nobler Kulturkritiker einer Zeit, die auch ihm fremder geworden erscheint, nicht nur was den ("deutschen"?) Humor anbelangt. Wir erfahren sehr viel über den einfachen Menschen Victor von Bülow, der als Träumer, Möchtegern-Musiker, Soldat, Holzfäller, Zeichner und Fernseh-Unterhalter einen, seinen Weg gefunden und damit unzähligen Mitmenschen auf liebenswürdige Art beim Amüsieren (nach)geholfen hat. - Wer diese Interviews liest, trifft nicht nur auf weitere Bonmots, ernsthaft oder spöttisch, sondern wird betroffen von einem schlagfertigen Genie der menschlich vornehmen Heiterkeit. - Unbedingt empfehlenswert, da zeitlos erheiternd!
Harald Grimm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Bitte sagen sie jetzt nichts
Loriot
Diogenes (2011)
255 S.
fest geb.