Diebe und Vampire
Im Urlaub in Mexiko lernt die junge, orientierungslose Alice ihre "Meisterin" kennen und erwählt sie zu ihrem Vorbild. Die distanzierte Amerikanerin ist eine erfolgreiche Schriftstellerin und ermutigt Alice, ihre Lust am Schreiben zu kultivieren. Die "Meisterin" lädt Alice nach San Francisco ein. Dort erlebt die junge Frau eine große Enttäuschung. Viele Jahre später ist Alice längst selbst erfolgreich und deshalb zu einem literarischen Seminar nach Mexiko eingeladen. Dort schließt sich der Kreis, jetzt ist sie das Vorbild für andere. Der Roman ist eine Auseinandersetzung mit dem Bild des Schriftstellers, kreist um quälende Schreibblockaden und handelt von den Mechanismen des Literaturbetriebs. "Schriftsteller sind Diebe und Vampire", sagt die "Meisterin" und will damit zum Ausdruck bringen, dass Schriftseller das Leben anderer als Stoff für ihre literarische Produktion benutzen. - Der neueste Roman von Doris Dörrie ist leider nur ein schmales Bändchen, gerade mal 200 Seiten, und das Thema ist eher speziell, Fans der Regisseurin und Autorin werden sich trotzdem dafür interessieren; für größere Bestände.
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Diebe und Vampire
Doris Dörrie
Diogenes (2015)
215 S.
fest geb.