Am Seil

Eine Mutter mit ihrer Tochter und ein leidenschaftlicher Bergsteiger stehen im Mittelpunkt dieser im Umfang kleinen, in ihrem Inhalt aber großen Erzählung. Seit Jahren konzentriert der Autor Erich Hackl sein Schreiben ganz auf die Erinnerung an die Am Seil NS-Zeit, den 'Spanischen Bürgerkrieg' und die argentinische Militärdiktatur. Dabei stehen weniger die Täter im Mittelpunkt seines Interesses, sondern die von ihnen Verfolgten, Inhaftierten, zum Schweigen Verurteilten. In der Erzählung "Am Seil" erinnert der Autor an die Jüdin Regina Steinig und deren Tochter Lucia, die ihr Überleben während der Nazi-Jahre in Wien dem Kunsthandwerker Reinhold Duschka verdanken. Duschka war alles andere als ein mutiger und überzeugter Widerstandskämpfer. Als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, hat er die von der Deportation bedrohte Mutter und ihre Tochter in seiner Werkstatt versteckt. Die von ihnen in dem vierjährigen Versteck immer präsenten Ängste vor dem Entdecktwerden hat der Autor auf insgesamt nur wenigen Seiten literarisch ungemein spannend zusammengedrängt. - Ein auch als Schullektüre sehr zu empfehlendes literarisches Zeugnis humanen Verhaltens in Zeiten der Inhumanität.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Am Seil

Am Seil

Erich Hackl
Diogenes (2018)

116 S.
fest geb.

MedienNr.: 894223
ISBN 978-3-257-07032-3
9783257070323
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.