Irgendwann wird es gut
In zehn Kurzgeschichten erzählt Joey Goebel Gewinner- und Verlierer-Geschichten aus der US-Kleinstadt Moberly. Viele Figuren sind weit davon entfernt, ein Happy End zu erleben - wie Anthony in der allerersten Geschichte. Er ist verliebt in die Nachrichtensprecherin Olivia und hat jeden Abend Punkt 18 Uhr ein Rendezvous mit ihr, das er zelebriert: Wenn sie im Fernsehen erscheint und er auf dem heimischen Sofa sitzt. Die Geschichte endet mit einer großartigen Pointe, als er sie endlich in Wirklichkeit trifft. Oder Paul, dessen Mutter derart dominant und besitzergreifend ist, dass sie dem Sohn das erste Treffen seit langer Zeit mit einer Frau verdirbt. Oder die Lehrerin Stephanie, die gerne glauben möchte, dass die Welt besser wird. Oder der geschiedene Mann, der seinen Sohn vermisst, eine lebensmüde Frau rettet und von ihr als Stalker bezeichnet wird, aber am Ende glücklich ist. Oder Winston, der als Messie sein Haus nicht mehr verlässt und es erst in dem Moment als Falle erkennt, in dem er sich in eine Frau verliebt, die er Tag für Tag durchs Wohnzimmerfenster beobachtet. Die verbindenden Themen der Geschichten sind Einsamkeit und Unfähigkeit zur Kommunikation. Joey Goebel widmet sich in diesen Geschichten den Losern, den Underdogs der Gesellschaft. Jeder der Charaktere versucht nahezu verzweifelt, wenigstens einen kleinen Teil vom Glück zu ergattern. Die in sich abgeschlossenen, oft mit einer Pointe versehenen Geschichten sind miteinander verbunden. Eine herausragende Lektüre, insbesondere für Literaturkreise. (Übers.: Hans M. Herzog)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Irgendwann wird es gut
Joey Goebel
Diogenes (2019)
313 S.
fest geb.