Tagebuch einer Ewigkeit

Petros Makaris ist hierzulande bekannt als erfolgreicher Krimiautor mit dem schrulligen Kommissar Charitos. Das vorliegende Buch versteht sich als Hommage an den großen Kinopoeten Theodoros Angelopoulos (1938-2012), für den Markaris von 1991 bis Tagebuch einer Ewigkeit 2008 an fünf Filmen als Co-Drehbuchautor mitwirkte. Enthalten ist Markaris` Arbeitstagebuch von März 1996 bis März 1998. In diesem Zeitraum entstand der Film "Die Ewigkeit und ein Tag" (Mia aioniotita kai mia mera), der 1998 in Cannes die Goldene Palme erhielt. Der Leser verfolgt so aus der Sicht des Co-Schreibers die Entstehung einer Filmstory, die mühsamen und langen Wege zur schlüssigen Szenenfolge und Besetzungsfragen (Bruno Ganz wurde erst spät für die Hauptrolle gewonnen). Natürlich werden, wie es bei Markaris nicht anders sein kann, auch politische Reflexionen angestellt, besonders im nach Angelopoulos Tod verfassten Brief an den toten Freund, der das Nachwort bildet. Aus der Perspektive Markaris erscheint die Persönlichkeit Angelopoulos mit großer Sympathie gezeichnet. Dennoch kommen innere Überzeugungen und Charakter des Regisseurs der Form des Arbeitstagebuchs entsprechend nicht weiter zur Sprache. Dieser Form ist auch geschuldet, dass wir nichts zum Verhältnis zu Antonio Guerra erfahren, der Angelopoulos über dreißig Jahre lang als Co-Autor begleitete. So bleiben auch Bedingungen für die Produktion des Films wie die Komposition, viele Besetzungsfragen und Verleih/Produktion weitgehend unberührt. Das Buch kann nur den an Angelopoulos Interessierten empfohlen werden. Zum Autor selbst erfährt der Leser mehr in der 2008 auf Deutsch vorgelegten Autobiografie "Wiederholungstäter".

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Tagebuch einer Ewigkeit

Tagebuch einer Ewigkeit

Petros Markaris
Diogenes (2019)

284, [16] S. : Ill. (teilw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 596576
ISBN 978-3-257-07065-1
9783257070651
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
Diesen Titel bei der ekz kaufen.