Kein Feuer kann brennen so heiß

Typisch Ingrid Noll! Vorne die gutbürgerliche Fassade und dahinter lauert der Abgrund, so ist es auch im neuesten Roman der inzwischen 85-jährigen Autorin. Lorina ist in ihrer Familie nur das Aschenputtel ohne jedes Selbstvertrauen. Aber sie findet Kein Feuer kann brennen so heiß als zupackende, praktisch veranlagte Altenpflegerin im gediegenen Villenhaushalt der halbseitig gelähmten Frau Alsfelder Anerkennung und eine Ersatzfamilie mit etwas skurrilen Nebenfiguren. Da gibt es zuerst einen singenden und später dann den Gedichte rezitierenden Physiotherapeuten, einen geldgierigen Großneffen, einen süßen Hund und ein zauberhaftes Überraschungsbaby. Zwischendurch kommt es auch noch zu zwei ungeplanten Todesfällen, aber die stören die freundliche Idylle nur ganz am Rande. - Der Roman plätschert unterhaltsam und lauwarm dahin, aber wo sind Nolls Sarkasmus, ihr trockener Humor, die frechen Spitzen geblieben? Leider Fehlanzeige diesmal, also eine Empfehlung nur für Fans! Mit Nachfrage in den Büchereien ist aber natürlich zu rechnen.

Marion Sedelmayer

Marion Sedelmayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kein Feuer kann brennen so heiß

Kein Feuer kann brennen so heiß

Ingrid Noll
Diogenes (2021)

292 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 602981
ISBN 978-3-257-07115-3
9783257071153
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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