Erkenntnis und Schönheit

Goethe ist ein Vorbild für den britischen Schriftsteller Ian McEwan. Anlässlich der Goethemedaille, mit der er 2020 geehrt wurde, zollte er dem Weimarer Klassiker Tribut. Goethe hat zeitlebens naturwissenschaftliche Studien betrieben und davon in Erkenntnis und Schönheit Romanen, Gedichten und Essays erzählt. Ian McEwan hat mehrfach Vorträge und Beiträge über Themen aus den Naturwissenschaften geschrieben und untersucht, was sie für die Schriftsteller so interessant macht. Er vergleicht die nahezu selbstverständliche Größe literarischer Werke mit der meist versteckten Größe wissenschaftlicher Entdeckungen. Er stellt die fraglose Autorität von Dichtern neben die manchmal unklare Urheberschaft umstürzender Entdeckungen. Er beleuchtet das Verhältnis von Ich-Bewusstsein und Körper. Er fragt, wie es kommt, dass die Offenbarung und die Apokalypse in einem gottfernen technischen Zeitalter überdauern. Und er macht deutlich, wozu die Neugier innerhalb und außerhalb der Grenzen der Religion gut ist, dass es auch in den Naturwissenschaften um Schönheit geht und wie Forscher von ihren Ergebnissen erzählen können. So schrieb Darwin, 21 Jahre vor seinem bahnbrechenden Aufsatz über die Entstehung der Arten, dass, wer den Pavian verstehe, mehr zur Metaphysik beitragen würde als der Philosoph John Locke. Wie die Poesie der Naturwissenschaft und die Wissenschaft in der Literatur miteinander zusammenhängen, davon vermag McEwan schlüssig und spannend zu erzählen. Was zu beweisen war in den Essays, die hier in eleganter Übersetzung von Bernhard Robben und Haier Kober aus dem Englischen vorliegen.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Erkenntnis und Schönheit

Erkenntnis und Schönheit

Ian McEwan ; aus dem Englischen von Berhard Robben und [einem weiteren]
Diogenes (2020)

178 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 601851
ISBN 978-3-257-07126-9
9783257071269
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Na
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