Der letzte Prinz
Der italienische Adelige und Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896-1957) beschreibt in seinem einzigen Roman "Der Leopard" den Zerfall der vom Adel geprägten Gesellschaft Siziliens von der Mitte des 19. Jh. bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Tomasi di Lampedusa hat den Welterfolg des Buchs und seine spektakuläre Verfilmung durch Luchino Visconti nicht mehr erlebt. Der kanadische Autor Steven Price erzählt romanhaft von den letzten Lebensjahren des Fürsten von Lampedusa und über den Entstehungsprozess des Romanklassikers. Tomasi di Lampedusa lebte bescheiden in einem kleinen Palazzo in Palermo mit seiner Frau, der Psychoanalytikerin Alessandra von Wolff-Stomersee, genannt Lichy. Der prachtvolle Familienpalast war bei einem amerikanischen Luftangriffe 1943 zerstört worden. Das Schreiben des Romans ist letztlich seine Reaktion auf die Diagnose seines Arztes, dass er an einer unheilbaren Lungenerkrankung leidet. Die Auseinandersetzung mit der Vergeblichkeit des menschlichen Strebens und dem Niedergang des alten Siziliens spiegelt sich in seinem Leben genauso wie in seinem Roman. Das darzustellen ist Steven Price sehr einfühlsam gelungen. Ein schönes Buch für Literaturliebhaber.
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der letzte Prinz
Steven Price ; aus dem Englischen von Malte Krutzsch
Diogenes (2020)
363 Seiten
fest geb.