Frühstück mit der Drohne
Ganz subjektiv aus seinem Erleben im dicht bevölkerten Gazastreifen schildert der Autor die Einsätze von Raketen, Drohnen und Panzern. Fast in jedem Eintrag nennt er Namen von umgekommenen Zivilisten. Das öffentliche Leben verändert sich dahin, dass alle Bewohner in Zeiten relativer Ruhe danach hasten, Lebensmittel und dringenden Bedarf zu kaufen. Sehr viele verlassen ihre Wohnungen in angegriffenen Gebieten und ziehen zu Verwandten oder in die UNWRA-Schulen. Das Sozialgefüge verschiebt sich in kürzesten Zeiträumen. Bemerkenswert sind die emotionalen Wahrnehmungen des Autors, der sich immer wieder wie betäubt fühlt. Das gilt auch für die Vorstellungen, die er von den Piloten entwickelt. Er befürchtet, die Menschen, die die Waffen per Computer steuern, nähmen das Ganze wie ein Computerspiel wahr. Eine beängstigende Vorstellung. - Nur ganz am Rande streift er die Ursachen der immer wieder mit Waffengewalt eskalierenden Konflikte. Der Gazastreifen ist quasi von allen Seiten abgeriegelt, auch der Grenzübergang zu Ägypten ist selten geöffnet. Darunter leiden offenbar viele in gleicher Weise wie unter den Kampfeinsätzen. - Das Buch ist informativ, wenn man dem Autor seine subjektive Sicht der äußeren Umstände nachsieht und sich anderweitig zur Historie des mehr als 60-jährigen Konflikts kundig macht.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Frühstück mit der Drohne
Atef Abu Saif
Unionsverl. (2015)
252 S.
fest geb.