Die Stadt der weißen Musiker
Im Alter von 8 Jahren erbt der Mitte der 1970er Jahre geborene Kurde Dschadalat die Flöte seines Nachbarn und entlockt dem Instrument sofort einfühlsame Melodien. Wie durch ein Wunder überlebt er zur selben Zeit einen Unfall und erblickt erstmalig
die Stadt der weißen Musiker, in der verstorbene Musiker weiter in einer heilen Welt leben, während Dschaladats Heimat, der Irak, vom Krieg gebeutelt wird. Ähnliches erlebt er Jahre später, als sein bester Freund und ihr gemeinsamer Lehrer erschossen, er selbst aber von einem der gefürchtetsten Offiziere Saddam Husseins gerettet und in ein Freudenhaus gebracht wird. Dort muss er seine Lebensphilosophie hinter sich lassen, um als Kurde überleben zu können. - Der Roman, in dem ein fiktiver Autor über das Leben seines Protagonisten erzählt, ist in der Tradition der arabischen Erzählkunst geschrieben. Ali bringt darin zum Ausdruck, dass Poesie, Kunst und Musik jeden Krieg überdauern. Gleichermaßen thematisiert er zum Teil plastisch die verheerenden Grausamkeiten, die Menschen Menschen im Krieg antun. Ein vielschichtiger Roman mit einem spannenden Plot, der auch politische Machenschaften und persönliche Schicksale unverfälscht darstellt. (Übers.: Peschawa Fatah und Hans-Ulrich Müller-Schwefe)
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Stadt der weißen Musiker
Bachtyar Ali
Unionsverl. (2017)
425 S.
fest geb.