Sarab

Die Titelfigur, eine ca. 20-jährige Beduinin, leidet seit ihrer Geburt unter dem Makel ihres Geschlechts. Von ihrer Mutter, die selbst in dem Glauben erzogen wurde, als Mädchen eine "Speichelladung" (S. 141) zu sein, und die die Geburt eines Mädchens Sarab als Schmach empfindet, wird sie systematisch als Junge erzogen, also in Männerkleidung gesteckt und mit einem Jungennamen gerufen. Ihre Menstruation, die die Mutter mit allen Mitteln zu verbergen versucht, empfindet sie als das größte Unglück. Deshalb folgt sie ihrem Bruder, als dieser sich in religiöser Verblendung einer Gruppe von Terroristen anschließt, die die Welt mit Waffengewalt vor dem Bösen, sprich der westlichen Zivilisation, retten will. Zu diesem Zweck wird die Kaaba in Mekka von den Rebellen besetzt. Es kommt zu einem wochenlangen blutigen Gemetzel, das Hunderte das Leben kostet und das hier in krassem Realismus ausgebreitet wird. Auch der Bruder Sarabs stirbt im Kampf, während Sarab fliehen kann. Auf der Flucht überwältigt sie einen französischen Soldaten, der sie überredet, mit ihm nach Paris zu fliehen. Sie kommen sich näher, es entsteht Liebe zwischen beiden und Sarab erlebt voller Staunen, aber auch von ständigen Schuldgefühlen gepeinigt, diese freizügige moderne Welt, ohne sich gänzlich von ihren tief verwurzelten Glaubensvorstellungen lösen zu können. Am Ende fällt sie der Rache ihrer ehemaligen Gefährten zum Opfer. - Der Roman der in Mekka geborenen Autorin lässt den Leser tief eintauchen in die dem westlichen Leser so fremde, zutiefst von religiösem Fanatismus geprägte archaische Vorstellungswelt. Gerade deshalb für aufgeklärte Leser/innen hochgradig verstörend! Und deshalb liest man das Buch mit durchaus gemischten Gefühlen. (Übers.: Hartmut Fähndrich)

Sarab

Sarab

Raja Alem
Unionsverl. (2018)

347 S.
fest geb.

MedienNr.: 882247
ISBN 978-3-293-00529-7
9783293005297
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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